Erste Hilfe in Europa:Staatsgeld für Volvo und Saab

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Schweden stemmt sich gegen den Verlust seiner Autoindustrie. Die Regierung will die angeschlagenen Hersteller nun mit 2,6 Milliarden Euro retten.

G. Herrmann

Schweden will seine angeschlagenen Autohersteller Saab und Volvo mit Steuergeld retten. Wie die Regierung gestern in Stockholm mitteilte, wird sie umgerechnet etwa 2,6 Milliarden Euro (28 Milliarden Kronen) für die Pkw-Industrie bereitstellen.

Volvo steht derzeit zum Verkauf - Schweden will nun verhindern, dass die Marke verschwindet. (Foto: Foto: dpa)

Ein Großteil des Geldes soll in die Forschung fließen und helfen, umweltfreundlichere Autos zu entwickeln. Eine ähnliche Form der Unterstützung forderte gestern auch der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA). Die Zustimmung des schwedischen Parlaments zu dem Hilfspaket ist so gut wie sicher, die Opposition hatte schon seit Wochen staatliche Unterstützung für die Autohersteller gefordert.

Schweden wird besonders hart von der Krise der amerikanischen Autoindustrie getroffen, denn Saab und Volvo gehören den US-Konzernen General Motors und Ford.

Massenentlassungen

Beide Marken - und damit Schwedens gesamte Autoindustrie - stehen derzeit zum Verkauf. Volvo und Saab beschäftigen in ihrem Heimatland etwa 30.000 Menschen. Dazu kommen Zehntausende Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie, die nun ebenfalls von dem Hilfspaket profitieren soll. Die Krise hat bereits an mehreren Fabrikstandorten zu Massenentlassungen geführt.

Mit den Milliardenhilfen will die Regierung nun verhindern, dass die Fabriken ganz verschwinden. "Wir wollen auch in 20 Jahren noch eine Autoindustrie haben", sagte Wirtschaftsministerin Maud Olofsson bei der Vorstellung des Rettungspakets.

Die Ministerin wies erneut Forderungen nach einer Übernahme der beiden Autohersteller durch den Staat zurück. Erst am Mittwoch hatte eine Gewerkschaft vorgeschlagen, die Regierung solle Saab und Volvo kaufen und zu einem rein schwedischen Autohersteller fusionieren.

Insgesamt 20 Milliarden Kronen (knapp zwei Milliarden Euro) stellt Schweden in Form von Garantien für Kredite der Europäischen Investitionsbank zu Verfügung. "Das hier ist keine Carte Blanche für das Einkassieren von Geld", erläuterte Finanzminister Anders Borg am Donnerstag das Kreditangebot. "Sondern die Unternehmen müssen natürlich Sicherheiten bieten und gewisse Bedingungen erfüllen." Eine Bedingung sei, dass schwedische Hilfen nicht in die USA zu den Mutterkonzernen fließen, sondern im Land bleiben.

Die Regierung stellt der Autoindustrie außerdem knapp eine halbe Milliarde Euro Notkredite zur Verfügung; mit dem Geld sollen akute Engpässe überbrückt werden. Knapp 300 Millionen Euro werden außerdem in eine neue, rein staatliche Aktiengesellschaft investiert, die künftig Forschung im Bereich der Automobilindustrie fördern soll.

"Schritt in die richtige Richtung"

Industrie und Gewerkschaften in Schweden reagierten gestern positiv auf die Pläne der Regierung. Die Gewerkschaft IF Metall nannte das Paket "einen Schritt in die richtige Richtung". In Deutschland forderte VDA-Präsident Matthias Wissmann auch für die deutschen Autobauer Milliardenhilfen. Die Europäische Union solle 20 bis 40 Milliarden Euro in Form von zinsgünstigen Krediten zur Verfügung stellen.

EU-Kommissarin Margot Wallström forderte bereits am Mittwoch den Rücktritt der Führungskräfte in den kriselnden Autounternehmen. Es sei etwas faul, wenn die Regierung nun viel Geld in angeschlagene Firmen pumpen müsse und gleichzeitig "die gleichen Onkels" an der Spitze blieben, die "grundlegend gescheitert" seien. "Herein mit neuen Leuten", sagte die Schwedin Wallström.

© SZ vom 12.12.2008/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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