Erst die Pleite, dann der Untreueverdacht:Ignaz Walter droht Millionen-Klage

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Die größte Insolvenz in diesem Jahr führt jetzt zu einem Millionen-Streit mit Ignaz Walter. Der ehemalige Haupteigner der pleite gegangenen Walter Bau-AG soll seinem Konzern unerlaubterweise mindestens 25 Millionen Euro entzogen haben. Walter bestreitet die Vorwürfe.

Klaus Ott

Die größte Insolvenz in diesem Jahr in Deutschland führt jetzt zu einem Millionen-Streit mit Ignaz Walter, der lange Zeit zu den bedeutendsten Industriellen in der Bundesrepublik zählte.

Ignaz Walter ist ins Visier der Justiz geraten. (Foto: Foto: dpa)

Nach der Pleite der in Augsburg ansässigen Walter Bau-AG soll deren ehemaliger Mehrheitsaktionär, Vorstands- und Aufsichtsratschef mindestens 25 Millionen Euro für Geschäfte zurückzahlen, von denen er privat profitiert habe.

Diese Forderung erhebt Werner Schneider, Insolvenzverwalter der einst drittgrößten Unternehmensgruppe der deutschen Baubranche. "Der kriegt nicht einen Euro", sagte Walter der Süddeutschen Zeitung. "Das ist ein Luftballon."

Klageweg

Schneider will Walter nunmehr verklagen, um die Ansprüche der Gläubiger zu wahren. "Nachdem keine Bereitschaft zu einem Vergleich erkennbar ist, bin ich gezwungen, die Forderungen im Einzelfall gerichtlich durchzusetzen", sagte Schneider.

Aus dem Gläubigerausschuss der Walter Bau-AG verlautete am Freitag, der Insolvenzverwalter habe das Gremium umfassend über sein Vorgehen gegen Ignaz Walter informiert, der bis zur Pleite der größte private Bauunternehmer in Deutschland war. Im Gläubigerausschuss sind unter anderem frühere Hausbanken der AG vertreten.

Die AG befand sich zu rund 57 Prozent im Besitz der Familie Walter, das Bauunternehmen Züblin AG und die Bayerische Landesbank hielten jeweils mehr als zehn Prozent, der Rest war Streubesitz.

"Unentgeltliche Vermögensübertragungen"

Wie der Gläubigerausschuss erfuhr, hat Schneider am 5. Dezember in einem Brief an Ignaz Walter den Vorwurf erhoben, bei der AG und einer weiteren Firma (BS-Baugeräte-Service GmbH & Co. KG) sei es zu "unentgeltlichen Vermögensübertragungen in einem wesentlichen Umfang" an den Hauptaktionär oder dessen Familie gekommen. Das soll etwa beim An- und Verkauf von wertvollen Grundstücken der Fall gewesen sein.

In Schneiders Brief an Walter heißt es, die nachträgliche Prüfung zahlreicher Geschäfte des Industriellen mit dem eigenen Konzern hätten zu dem Zwischenergebnis geführt, dass den Gläubigern mindestens 25 Millionen Euro zustünden. Bei weiteren und intensiveren Nachforschungen könne sich der Betrag noch erhöhen.

Falls Ignaz Walter aber 20 Millionen Euro zahle, seien alle Ansprüche des Insolvenzverwalters und somit der Gläubiger abgegolten. Schneider wolle langwierige Prozesse vermeiden. Der Augsburger Unternehmer ging darauf aber nicht ein.

"Sachlich unbegründet und verjährt"

Die von ihm eingeschaltete Anwaltskanzlei Bub, Gauweiler & Partner aus München erklärte in einem Antwortschreiben die Ansprüche für unbegründet. Walters Anwalt Wolf-Rüdiger Bub sagte auf Anfrage, die Forderungen seien "insgesamt sachlich unbegründet und ohnehin zu einem guten Teil verjährt".

Als Beispiel nannte Bub die von Schneider beanstandete Herauslösung des Rechenzentrums aus der AG. Eine Familiengesellschaft von Walter habe die EDV 1995 für rund 650.000 Euro übernommen, sagte Bub. Der Kaufpreis sei in einem Gutachten ermittelt und vom Präsidium des Aufsichtsrates akzeptiert worden. "Das war ein ordnungsgemäßes Geschäft."

Der Insolvenzverwalter sieht das anders. Die Familie Walter sei mit ihrer EDV-Firma danach als Dienstleister für den eigenen Konzern tätig gewesen. Gemessen an den Dienstleistungs-Entgelten für die EDV-Firma sei das Rechenzentrum 4,8 Millionen Euro mehr wert gewesen als von der Gesellschaft der Familie Walter beim Ankauf bezahlt.

10.000 Arbeitsplätze verloren

Nach der Insolvenz der Walter Bau-AG gingen mehrere tausend der knapp 10.000 Arbeitsplätze verloren. Die österreichische Strabag übernahm große Teile des Konzerns. Ignaz Walter trat als Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie zurück.

© SZ vom 17.12.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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