Ernährung:Zu zaghaft bei der Zucker-Reduktion

Die Diabetesgesellschaft kritisert das Ernährungsministerium und schränkt die Zusammenarbeit ein.

Von Berit Uhlmann

Die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG) schränkt ihre Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein. Die Fachgesellschaft wird nicht an dem Gremium teilnehmen, das die Umsetzung der Strategie zur Reduzierung von Zucker, Fett und Salz begleiten soll. "In seiner jetzigen Form hat die Wissenschaft in dem Gremium praktisch keinen Einfluss auf die Formulierung konkreter Reduktionsziele", sagte der Präsident der Diabetesgesellschaft, Dirk Müller-Wieland. "Bisher bleiben diese weit hinter dem zurück, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wäre, um den Anstieg von Übergewicht und Diabetes in Deutschland zu stoppen." Der von Ministerin Julia Klöckner (CDU) eingeschlagene Sonderweg, eine Reduktion nur freiwillig und im Konsens mit der Industrie zu erreichen, müsse bereits jetzt als gescheitert angesehen werden.

Mediziner kritisieren die Pläne als nicht ausreichend

Der Plan zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten setzt auf freiwillige Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie, Produkte bis 2025 gesünder zu machen. Unklar ist, was geschieht, wenn sich die Branche nicht an die Vereinbarung hält. Etliche Verbände aus Medizin und Verbraucherschutz haben die Maßnahmen als nicht ausreichend kritisiert.

Das Begleitgremium hat nach Angaben des Ministeriums die Aufgabe, "die Reduktionsmaßnahmen zu erörtern und Empfehlungen abzugeben, wie die Reduktionsstrategie auch in Zukunft erfolgreich implementiert werden kann". Seine Arbeit soll es ermöglichen, bereits im Herbst 2019 eine erste Bewertung vorzulegen. Allerdings soll der Expertenkreis nur einmal jährlich für zwei Stunden zusammenkommen. Aus Sicht der DDG reicht das nicht aus.

Die Organisation betonte allerdings, sie sei weiterhin zu einem konstruktiven Dialog mit dem Ernährungsministerium bereit, beispielsweise, wenn es um eine verständlichere Kennzeichnung von Lebensmitteln geht. "Wir erwarten, dass hier der Schutz der Gesundheit Vorrang hat vor den wirtschaftlichen Interessen der Lebensmittelindustrie", sagte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. An der Ausgestaltung der Strategie hatten insgesamt vier Fachgesellschaften - die DDG, die Deutsche Adipositas Gesellschaft sowie zwei Pädiaterverbände - teilgenommen. Hinzu kamen etliche Verbände aus Industrie und Handel. Allein in den ersten beiden Jahren der Beratungen trafen sich Mitarbeiter des Ministeriums 17 Mal mit Vertretern der Zucker- und Süßwarenindustrie, wie die Bundesregierung 2017 auf Anfrage der Grünen bekannt gab.

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