Süddeutsche Zeitung

Mögliche Marktmanipulation:Ermittlungen gegen Piëch eingestellt

  • Haben sich Aufsichtsräte von Porsche an möglicher Marktmanipulation beteiligt oder andere gewähren lassen? Das hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft untersucht.
  • Nun hat sie alle Ermittlungsverfahren fallen lassen.
  • In dem Fall ging es um die Frage, ob Porsche-Manager die Börse über die Absicht getäuscht haben, VW übernehmen zu wollen.

Von Max Hägler, Stuttgart

Die vergangenen Monate waren aufreibend für Ferdinand Piëch. Im Frühjahr hat der 78-jährige Autopatriarch den Machtkampf um die Führung beim Volkswagen-Konzern verloren. Und dann war da andauernd der Vorwurf im Raume, dass er mitgemacht habe bei einer angeblichen Täuschung von Anlegern, im Jahr 2008, während der Übernahmeschlacht zwischen dem VW-Konzern und dem Autobauer Porsche.

Der mutmaßliche Haupttäter, der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, muss sich wegen Marktmanipulation ab 22. Oktober vor Gericht verantworten, wie auch sein Finanzchef Holger Härter. Piëch drohte Ähnliches: Gegen ihn und die elf anderen Aufsichtsräte der Porsche SE Holding (PSE) ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe.

Doch das Ermittlungsverfahren gegen die zwölf ist nun eingestellt worden, wie die Süddeutsche Zeitung aus Justizkreisen erfahren hat. Es habe letztlich keine hinreichenden Anhaltspunkte gegeben, um Anklage zu erheben. Piëch dürfte erleichtert sein, schließlich war er mehr als zweieinhalb Jahre im Fokus der Strafverfolger.

Immerhin können einige nun im Gericht nicht mehr die Aussage verweigern

Mit Vermerk vom 24. Januar 2013 hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart das Verfahren eingeleitet; unter den Beschuldigten waren auch weitere Mitglieder des VW-Clans: Hans Michel Piëch etwa oder Wolfgang Porsche, damals wie heute PSE-Aufsichtsratsvorsitzender. Dazu Ulrich Lehner, heute Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef, sowie Arbeitnehmer-Vertreter mit Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück an der Spitze. Er ist bislang der einzige, der die Einstellung der Ermittlungen bestätigt. Alle anderen bislang Beschuldigten warten offenbar noch ab, bis sie die Verfügungen in Händen halten.

Die Strafverfolger untersuchten etwa, ob die Aufsichtsräte selbst an der vorgeworfenen Marktmanipulation beteiligt waren oder ob sie vielleicht Porsche-Vorstandschef Wiedeking gewähren ließen, als dieser die Börse über die Absicht getäuscht haben soll, VW übernehmen zu wollen. Die Staatsanwaltschaft ist dabei offenbar zu dem Schluss gekommen, dass die Aufsichtsräte keine Weisungsbefugnis hatten. Wobei sich Wiedeking sowieso vehement gegen den Manipulationsvorwurf wehrt. Allerdings: Bei der Gerichtsverhandlung im Oktober können seine damaligen Kontrolleure aber nun vermutlich nicht mehr die Aussage verweigern.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2015/sana
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