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Im Video erklärt So will die EZB Staatsanleihen kaufen
Keine Institution hat in den vergangenen Monaten so eindrücklich zur Entspannung der Lage in Europa beigetragen wie die Europäische Zentralbank (EZB).
Der Clou: Bislang musste die EZB musste gar nicht viel machen - sie hat nur viel gesagt. Etwa, dass sie alles tun würde, um den Euro zu erhalten. Und das sie notfalls erneut die Anleihen gefährdeter Staaten kaufen würde. Für Anleger, die auf den wirtschaftlichen Untergang von Staaten wetten wollten, was das eine Warnung: Sie verstanden, dass es sinnlos sein würde, gegen die Notenbank zu spekulieren.
Warum kann eine Drohung so wirksam sein? Was würde denn passieren, wenn die EZB in diesem Jahr nun doch Anleihen kaufen muss? Und wie geht das überhaupt? Die Antworten im Video.
Weiterführende Links zu Käufen von Staatsanleihen
Dass die EZB Staatsanleihen kauft, schien vor der Krise fast undenkbar. Doch EZB-Chef Mario Draghi hat seinen Plan durchgesetzt - wie es dazu kam, hat Reuters hier notiert: "This is the story of how Draghi got his way."
Wer ist dieser Mario Dragi? Das Schweizer Magazin Bilanz stellt Karriere, Gegner und Förderer vor.
Die EZB hat dem Staatsanleihen-Programm den Namen "Outright Monetary Transactions" gegeben, kurz OMT. Die Zentralbanker erklären den OMT-Mechanismus hier in eigenen Worten. Und: Auf dieser Seite gibt die EZB einen Überblick über alle Eingriffe in den Geldmarkt ("Open market operations").
Was passiert, wenn die EZB wegen der Käufe Verluste macht? Sie könnte von den Euro-Staaten neues Kapital anfordern - Deutschland muss dann 27 Prozent davon stemmen. Es gibt allerdings auch Ökonomen wie den Iren Karl Whelan, die argumentieren, dass eine Zentralbank gar nicht insolvent gehen kann, egal wie hoch die Verluste sind: "A central bank's asset holdings could fall below the value of the money it has issued - the balance sheet could show it to be 'insolvent' - without impacting on the value of the currency in circulation. A fiat currency's value, its real purchasing power, is determined by how much money has been supplied and the various factors influencing money demand, not by the stock of central bank assets."
Die EZB-Politik trifft auf scharfe Kritik, besonders vom ehemaligen EZB-Chefvolkswirt, Jürgen Stark. Die EZB bewege sich außerhalb ihres Mandats, sagt er.
Die Kritiker warnen insbesondere vor Inflation. Die Volkswirtschaft teilt sich vereinfacht gesprochen in zwei Schulen, der Fazit-Blog der FAZ stellt sie mit folgenden Worten vor: Die einen Ökonomen (vor allem aus Deutschland) sagen, die Erhöhung der Geldbasis führe zwingend zur (Hyper-)Inflation. Die anderen (vor allem Angelsachsen) sagen, so etwas erzähle man an guten Wirtschaftsfakultäten nicht einmal mehr in einer Einführungsvorlesung.