Korruption:Ericsson hat erneut gegen US-Abkommen verstoßen

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Die Zentrale des Mobilfunkausrüsters Ericsson im schwedischen Stockholm. (Foto: FREDRIK SANDBERG/AFP)

Der schwedische Mobilfunkausrüster hat dem US-Justizministerium wichtige Informationen zu Korruptionsvergehen im Irak verschwiegen - zum zweiten Mal. Die Aktie verlor zehn Prozent an Wert.

Von Katharina Kutsche

Der schwedische Mobilfunkausrüster Ericsson hat neuen Ärger. Am Sonntagabend hatten SZ, NDR und WDR in Kooperation mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) berichtet, wie tief der Konzern in mögliche Korruptionsfälle im Irak verstrickt war. Am Mittwoch gab Ericsson bekannt, dass das Justizministerium in Washington ihnen vorwirft, eine wichtige Vereinbarung gebrochen zu haben - und das zum zweiten Mal. In der Folge sank der Aktienkurs erneut um zehn Prozent ab.

Die Recherche "The Ericsson List" zeigt, dass Ericsson-Mitarbeiter im Irak zwischen 2011 und 2019 Funktionäre und Geschäftspartner bestochen, Gelder veruntreut und Rechnungen fingiert haben sollen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Verstöße in 14 weiteren Ländern. Der schlimmste Vorwurf: Der Konzern kann nicht ausschließen, dass Schmiergelder an die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gezahlt wurden.

13 Milliarden Euro Verlust

Letzteres hatte Ericsson Mitte Februar selbst öffentlich gemacht, als Reaktion auf Anfragen des ICIJ und seinen Partnern. Daraufhin brach der Aktienkurs ein. Seit dem 15. Februar hat Ericsson rund 35 Prozent an Wert eingebüßt, das entspricht einem Verlust von knapp 13 Milliarden Euro.

Die Sorge der Investoren dürfte mit den US-Behörden zu tun haben: Ende 2019 hatte Ericsson mit dem Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC eine Abmachung getroffen. Die Schweden zahlten ein Bußgeld in Höhe von einer Milliarde Dollar, im Gegenzug setzen die Amerikaner eine Anklage wegen Korruption in fünf Ländern aus. Die Regelung gilt für drei Jahre. Schon im Oktober 2021 hatten die Schweden mitgeteilt, dass ihnen das Justizministerium vorwirft, gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben. Am Dienstag habe man neue Post aus Washington bekommen; das teilte der Konzern Mittwoch früh mit.

Der Vorwurf der US-Justiz: Ericsson habe, schon bevor man die Vereinbarung traf, nicht ausreichend über die interne Ermittlung im Irak informiert. Teil des Agreements sind weitere Berichtspflichten, doch auch jenen sei Ericsson nicht nachgekommen.

"Enorm peinlich und enorm unbefriedigend."

In einem Telefonat mit Investoren, Analysten und Medienvertretern am Mittwoch versicherte Ericsson-Chef Börje Ekholm, man kooperiere mit den Behörden und nehme die Angelegenheit sehr ernst. Er betonte allerdings auch, dass die Vorwürfe sich auf die Vergangenheit des Unternehmens beziehen. Das Fehlverhalten der Mitarbeiter sei "enorm peinlich und enorm unbefriedigend" sowie inakzeptabel. Seit der internen Ermittlung habe man mehrere Beschäftigte gekündigt und eine neue "kulturelle Reise des richtigen Benehmens" angetreten. Letzteres brauche aber Zeit.

Ekholm stellte auf Nachfrage von Analysten auch klar, dass der erste Bruch der Vereinbarung nicht mit dem Irak zu tun habe. Was die Frage aufwirft: Was hat Ericsson noch verschwiegen?

Anfang der Woche hatte ein Citibank-Analyst gesagt, man erwarte, dass Ericsson-Aktien in der nächsten Zeit für Investoren nicht "investierbar" sind. Derzeit ist nämlich unklar, was die Post aus den USA für den Konzern bedeutet. Den Schweden könnten hohe Strafzahlungen drohen, außerdem könnten sie von Aufträgen auf dem US-Markt ausgeschlossen werden.

Ericsson auf dem deutschen Markt

Der Konzern ist international am Ausbau der Netz-Infrastruktur beteiligt. Dabei geht es vor allem um den neuen Mobilfunkstandard 5G. Der chinesische Wettbewerber Huawei ist in vielen Ländern wegen politischer Bedenken nicht wohlgelitten. Davon profitieren Ericsson und sein finnischer Konkurrent Nokia.

Auch die großen deutschen Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) haben in den vergangenen Jahren Verträge mit Ericsson für den 5G-Ausbau abgeschlossen. Auf eine SZ-Anfrage antwortete die Telekom, man beziehe technische Komponenten von vielen Unternehmen. "Wir verfolgen aufmerksam Berichte über angebliche oder potenzielle rechtliche oder Compliance-Vorfälle", teilt ein Konzernsprecher mit. Bei Telefónica heißt es, man kommentiere Geschäftsbeziehungen und die dahinterliegenden Vertragswerke nicht im Detail.

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