Ergo:In der Zinsfalle

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Alles auf Halt: Ein Polizist im türkischen Ankara der fünfziger Jahre regelt den Verkehr.

(Foto: Getty Images)

Lebensversicherer verdienen mit Policen fast kein Geld mehr, das bekommt auch die Ergo zu spüren. Gut läuft hingegen das Geschäft im Ausland.

Von Friederike Krieger und Herbert Fromme, Düsseldorf

Die Lebensversicherung wird für die deutschen Anbieter immer unrentabler. "Im aktuellen Zinsumfeld ist in der Lebensversicherung kein Geld mehr zu verdienen", sagte Christoph Jurecka, Vorstand des Versicherers Ergo, bei der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2014.

Die niedrigen Zinsen machen es den Versicherern schwer, die hohen Zinsgarantien von bis zu vier Prozent zu erwirtschaften, die sie ihren Kunden in früheren Jahren versprochen haben. Wer momentan eine neue Lebensversicherung abschließt, erhält nur noch eine Garantieverzinsung von 1,25 Prozent auf den Sparanteil an den Beiträgen, also nach Abzug der Kosten. Auf die gesamte Prämie gerechnet bleibt da oft nur ein Beitragserhalt übrig.

Das gefällt potenziellen Kunden natürlich gar nicht. Deswegen haben die Versicherer neben ihren Altlasten mit einem schwächelnden Neugeschäft zu kämpfen. Bei Ergo brach der Absatz in der Lebensversicherung in Deutschland 2014 um satte 4,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein. Wie viele seiner Konkurrenten setzt der Versicherer seine Hoffnung auf neuartige Policen mit modifizierten Garantien. Sie sollen den Kunden höhere Renditechancen ermöglichen und gleichzeitig die Versicherer entlasten. Doch ein wirklicher Verkaufsschlager sind sie noch nicht. Ergo hat im vergangenen Jahr 22 000 dieser Policen verkauft. Das sind rund acht Prozent des gesamten Neugeschäfts in der Lebensversicherung.

Trotz der Probleme sehen die Gewinne der Lebensversicherer noch recht ordentlich aus. Ergo verdiente in der Sparte mit 67 Millionen Euro fast genauso gut wie 2013. Das Ergebnis sei aber fast vollständig mit Sondereffekten zu erklären, so Jurecka. So hat sich Ergo bei Banken gegen die niedrigen Zinsen abgesichert. Weil der Zins immer weiter sinkt, gewinnen die Papiere an Wert - und schönen so das Ergebnis. Zudem hat der Gesetzgeber verfügt, dass Lebensversicherer die sogenannte Zinszusatzreserve bilden. Sie soll sicherstellen, dass die Gesellschaft auch langfristig die Garantien der Altkunden bedienen können. Um die Reserve zu befüllen, verkaufen die Versicherer Wertpapiere. Auch das wirkt sich positiv auf das Ergebnis aus - eine Scheinblüte.

Zinsabsicherung und Steuereffekte haben Ergo auch insgesamt zu einem Gewinnsprung verholfen. Der Versicherer verdiente 620 Millionen Euro nach 436 Millionen. Größter Gewinnbringer war die Schaden- und Unfallversicherung. Auch international laufen die Geschäfte gut. Die Tochtergesellschaft in der Türkei ist nach Verlusten vor allem in der Autoversicherung wieder auf Kurs.

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