Was allerdings aus den ersten Gipfel-Reaktionen und -Statements nicht eindeutig hervorgeht: Die Banken könnten unterm Strich auch mit weniger Beteiligung als 50 Prozent und 100 Milliarden Euro davonkommen. Das ist aus mehreren Gründen so:
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy erklärt die Beschlüsse des Brüsseler Gipfels.
(Foto: Bloomberg)Erstens erzwang die Bankenlobby in den nächtlichen Verhandlungen eine wichtige Zusatzvereinbarung. Sie erreichte nämlich, dass der von den Euro-Staaten getragene Rettungsschirm EFSF die Beteiligung des Privatsektors mit bis zu 30 Milliarden Euro absichert.
Zweitens hat der internationale Bankenverband IIF zwar angekündigt, eine freiwillige Vereinbarung zu entwickeln. Doch das bedeutet nicht, dass dieser auch tatsächlich alle Institute folgen werden.
Drittens haben die Banken in den vergangenen Wochen sehr unterschiedlich auf die Entwicklungen rund um die Griechenland-Krise reagiert. Manche Finanzinstitute haben sich von einem Großteil der hellenischen Staatsanleihen schon längst getrennt und halten nur noch wenige. Die Deutsche Bank beispielsweise ist mit weniger als einer Milliarde Euro in Griechenland engagiert. Andere Geldhäuser deckten sich zuletzt mit griechischen Staatsanleihen ein, als diese bei gerade mal 35 Prozent ihres Nennwertes notierten - diese können mit der vereinbarten Regelung also sogar einen großen Gewinn machen.
Allerdings hat das Prozedere nicht für alle Banken dieselben Folgen. Denn um diesen Schuldenschnitt zu verkraften, müssen sie ihre Kapitalquote auf neun Prozent erhöhen. Dazu benötigen die führenden europäischen Banken zusammen 106 Milliarden Euro. Manche dürften es leicht verkraften, bei anderen könnte es dazu führen, dass sie ihre Eigenständigkeit verlieren.
... für Griechenland?
Die Erleichterung in Griechenland ist groß. Athen erhält über die anderen Euro-Staaten und den Privatsektor in den kommenden Jahren insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro. Inklusive des ersten Rettungspaketes aus dem Mai 2010 sowie der Investments der Europäischen Zentralbank (EZB) steigt die Hilfssumme für das Land damit auf fast 400 Milliarden Euro.
Das beruhigt die Lage extrem und dürfte die griechische Staatsverschuldung bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung drücken - der Zahl, die bei einer funktionierenden Regierung gemeinhin als gerade noch tragfähig gilt. Bis zum Gipfel befürchteten Beobachter einen Anstieg der Verschuldung auf 170 Prozent.
Allerdings ist noch nicht klar, ob diese Summe letztlich auch wirklich ausreicht. Zwar bewegt sich die Zahl in der Größenordnung der Troika-Berechnungen, denen zufolge Griechenland bis 2020 rund 252 Milliarden Euro benötigt. Jedoch verbanden die internationalen Finanzkontrolleure dies stets mit dem Zusatz "unter normalen Umständen".