Ergebnis schwächer als geplant:Fernbusse machen Bahn zu schaffen

Billige Konkurrenz auf der Straße, ein wilder Orkan in der Luft: schwere Zeiten für die Deutsche Bahn. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr zwar leicht gestiegen, doch vor allem im Fernverkehr läuft es nicht wie geplant.

  • Im ersten Halbjahr 2014 lag der Umsatz der Deutschen Bahn mit knapp 20 Milliarden Euro höher als das Vorjahresergebnis, der Fernverkehr verzeichnete jedoch einen geringeren Wert.
  • Vor allem die Konkurrenz der Fernbusse ist hart, auch das Wetter macht dem Konzern zu schaffen.
  • In ihrer Bussparte verliert die Bahn 20 Millionen Reisende.

Ergebnis bleibt 120 Millionen Euro unter der Planung

Fahrgastrekord, mehr Gewinn - und trotzdem bleibt das Geschäft der Deutschen Bahn ein harter Markt. Unwetter und die Konkurrenz der Fernbusse haben es den Konzern im ersten Halbjahr schwer gemacht.

Der Umsatz erhöhte sich zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro, der Gewinn nach Steuern um 15,9 Prozent auf 642 Millionen Euro. Und auch die Zahl der Bahnfahrten stieg um ein Prozent auf den Rekordwert von 1,001 Milliarden, wie Vorstandschef Rüdiger Grube in Berlin bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz sagte.

Allerdings sank die Verkehrsleistung als maßgebliche Größe im Schienenpersonenverkehr um 0,4 Prozent. Sie gibt an, wie viele Kilometer die Fahrgäste insgesamt zurückgelegt haben. Dabei legte der Nahverkehr um 1,3 Prozent zu, der Fernverkehr ging dagegen um 2,8 Prozent zurück. Und auch der Umsatz des Fernverkehrs, also der IC und ICE, verfehlte das Vorjahresergebnis.

Bahnchef Rüdiger Grube lobte sein Unternehmen trotzdem: "In wirtschaftlicher Hinsicht sind die ersten sechs Monate dieses Jahres positiv zu bewerten. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis vor Steuern und Zinsen zeigt der Pfeil wieder nach oben."

Er verwies auch darauf, dass die Bahn wieder pünktlicher geworden sei. Das gilt allerdings vor allem für Regionalzüge, für die die Pünktlichkeit bei mehr als 95 Prozent liegt. Im Fernverkehr war sie während des Orkans Ela auf weniger als 75 Prozent gesunken - nicht mal mehr zwei Drittel der Züge erreichten ihr Ziel innerhalb eines 15 Minuten-Fensters nach dem Zeitpunkt, der im Fahrplan stand, weil Gleise von Ästen und Bäumen blockiert waren.

Billige Bus-Tickets und Zugausfälle

Vor allem die neue Konkurrenz auf der Straße und das extreme Wetter machen sich negativ bemerkbar: "Beide Faktoren führten zu einem Rückgang im operativen Ergebnis", heißt es im Bericht.

Neben dem Orkan im Frühjahr in Nordrhein-Westfalen mit zahlreichen Zugausfällen wirkte auch das Hochwasser im Jahr 2013 noch nach.

Die starke Konkurrenz zeigt sich auch daran, dass der Konzern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in seiner eigenen Fernbussparte (IC Bus und Berlin Linienbus) mehr als 20 Millionen Reisende verloren hat, das entspricht sechs Prozent. Durch die Konkurrenz auf dem Fernbusmarkt sei der Deutschen Bahn Umsatz von etwa 50 Millionen Euro verloren gegangen, räumte Grube ein. "Fakt ist: Der Wettbewerbsdruck nimmt zu - und zwar in allen Geschäftsfeldern", betonte er.

Busunternehmern in Deutschland dürfen seit rund eineinhalb Jahren in großem Stil Linienverkehr für Fernstrecken anbieten. Zuvor durften Fernbusse nur auf Strecken eingesetzt werden, auf denen sie der Bahn keine Konkurrenz machten. Mittlerweile sind 40 Unternehmen aktiv, die aktuell knapp 170 Verbindungen anbieten und der Bahn viele Kunden abwerben. Die Bahn steuert mit viel Geld gegen: Ihre Investitionen in die konzerneigene Fernbuslinie hat sie verdreifacht.

Güterbahn und Logistik schneiden etwas besser ab

Die Umsätze der Güterbahn und der internationalen Logistik (Schenker) lagen über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Das Geschäft des Schienennetzes, das wegen nötiger Investitionen zuletzt Probleme bereitete, stabilisierte sich im ersten Halbjahr auf dem Vorjahresniveau. Im Gesamtjahr will die Bahn einen Betriebsgewinn von 2,2 Milliarden Euro und einen Umsatz von rund 41 Milliarden Euro erzielen.

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