Erfolg des iPhones:Apple erzielt Weltrekord-Gewinn

  • Apple vermeldet Rekordquartal und steigert seinen Gewinn auf 18 Milliarden Dollar.
  • Kein börsennotiertes Unternehmen konnte bislang so viel Geld in einem Quartal verdienen.
  • Hohe Gewinnmargen und steigende Durchschnittsumsätze machen das iPhone hochprofitabel.
  • Die Smartphone-Reihe trägt inzwischen 69 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Was passiert in 60 Sekunden Apple? Das Unternehmen verkauft etwa 780 Computer, 567 davon sind iPhones; nach diesen 60 Sekunden bleiben dem Unternehmen abzüglich aller Kosten 138.000 Dollar, die es zur Bank tragen kann. 24 Stunden lang, für drei Monate.

"Wie schön", sagt der Freund der freien Marktkräfte. "Wie obszön", klagt der Konsumkritiker. Angesichts eines Quartalsgewinns von 18 Milliarden Dollar und 74,5 Millionen verkaufter iPhones verschwimmen die Relationen. Apple hat nicht nur das beste Ergebnis seiner Geschichte vorlegt, es hat den größten bekannten Quartalsgewinn aller Zeiten präsentiert: Seit 2011 hatte Gazprom mit 16,24 Milliarden Dollar den Rekord gehalten.

Apple, über Öl-Riesen wie Gazprom, ExxonMobil und Royal Dutch Shell thronend: Ein Zeitzeichen des 21. Jahrhunderts, in dem Mikrochip-Technologie die Rohstoff-Extraktion aus dem Zentrum der Weltwirtschaft verdrängt? Oder doch nur ein Ausnahmefall, der die durchaus gewaltigen Dimensionen der Tech-Branche sprengt? Immerhin machte Apple im Weihnachtsgeschäft alleine mit Smartphones mehr Umsatz als Microsoft und Google insgesamt - Microsoft UND Google, wohlgemerkt.

Exzellente Gewinnmargen in der globalisierten Welt

Die Wahrheit ist: Apples Erfolg beruht auf einem bekannten und einigen weniger bekannten Faktoren. Der bekannte: Das iPhone hat aus internetfähigen Handys die Kategorie der Smartphones gemacht; und auch acht Jahre nach der ersten Generation hat Apple hier die Marktführerschaft im Hochpreis-Segment.

Häufig weniger genannt wird das, was der Konzern dafür im Hintergrund tut: Er kontrolliert eine gewaltige globalisierte Produktionslogistik, die anders als bei vielen Konkurrenten weiterhin exzellente Gewinnmargen garantiert. Nicht umsonst war Apple-CEO Tim Cook in seiner Zeit als Leiter des operativen Geschäfts als Meister der Zuliefer-Ketten bekannt.

74 Millionen iPhones zu verkaufen, bedeutet erst einmal, 74 Millionen iPhones zu produzieren - und das zu einem Preis, in dem jedes verkaufte Gerät das Vielfache seiner Produktionskosten (geschätzt: 210 bis 242 US-Dollar) hereinholt.

Apple stockt nach oben auf

Wie stark Apple seine Gewinnmargen ausdehnen kann, zeigt der Sprung im Durchschnittspreis, den die neue iPhone-Generation ausgelöst hat: Dieser war im letzten reinen iPhone-5-Quartal auf 561 Dollar gesunken, nun zahlten die Kunden im Durchschnitt 687 Dollar - was auch am iPhone 6 Plus liegt. Das kostet in der Produktion nur 15 Dollar mehr, ist aber mindestens 100 Dollar teurer als das Standardmodell.

Zudem wendet Apple einen kleinen Speicherplatz-Trick an: Die Grundaustattung liegt bei 16 Gigabyte, die größeren Versionen bieten für einen dreistelligen Aufpreis 64 beziehungweise 128 Gigabyte und erscheinen durch den Abstand zur Normalversion attraktiver (der Konzern gibt keine Details dazu bekannt, welche Modelle sich am besten verkaufen).

Durch die teuren Modelle kann der Konzern bei jedem verkauften Gerät potenziell mehrere Hundert Dollar Extra-Reingewinn erwirtschaften - was inzwischen selbst in einem Land wie China funktioniert, wo billige Android-Geräte als beliebt gelten und der Hersteller Xiaomi gerade seine Smartphones als günstigere Alternative zu Apple vermarktet. Auch durch neue Apple Stores und Partnerschaften mit Mobilfunk-Providern angetrieben stieg der Umsatz hier innerhalb eines Jahres um 70 Prozent auf 16 Milliarden Dollar. Im nächsten Quartal dürfte China Europa als zweitgrößten Apple-Markt hinter dem amerikanischen Kontinent ablösen.

Bedeutet das alles glänzende Aussichten für die Zukunft? Mit 69 Prozent macht das iPhone den Großteil des Apple-Umsatzes aus; mit dem Smartphone und seiner direkten Verbindung zum Zeitgeist steht und fällt das Unternehmen. Und der Zeitgeist-Faktor lässt sich - anders als bei Shell und Co. die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen - nicht ohne Weiteres prognostizieren. Man frage hierzu Samsung oder Apples iPad-Abteilung, die angesichts einer schwachen Absatzentwicklung und sinkender Margen ein kleines Problemkind in Cupertino zu werden scheint.

50 Jahre, um das Geld zu verbrennen

Im April, das kündigte Apple-CEO Tim Cook an, wird die Apple Watch erscheinen. Gemeinsam mit der Gesundheitsplattform Health Kit und dem Internet-of-Things-Baukasten Homekit soll sie dafür sorgen, dass die iPhone-Nutzung weiter attraktiv bleibt. Bislang spricht nichts dagegen - und mit Barreserven in Höhe von 178 Milliarden lässt sich ohne große Sorgen nachsteuern.

Einer Berechnung zufolge könnte Apple mit dem Geld die Tech-Unternehmen Twitter, Box, Pandora, LinkedIn, Yahoo, AOL, Groupon, Zynga, Shutterfly, Yelp und GoPro kaufen und hätte noch 48 Milliarden Dollar übrig. Oder, um eine plastischere Rechnung aufzumachen: Würde der Konzern jede Sekunde einen 100-Dollar-Schein verbrennen, er bräuchte ein halbes Jahrhundert, bis er seine Reserven aufgebraucht hätte.

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