Erfinder David Tran:Scharf auf Nachahmer

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Den Namen Sriracha hat sich Soßen-Erfinder David Tran nicht schützen lassen - das Gockel-Logo und die Flaschenform aber schon. (Foto: REUTERS)

Die höllisch scharfe Sriracha-Soße wird gern kopiert, ihrem Erschaffer David Tran ist es recht. Er lässt seine Marke nicht schützen - und hat dafür seine Gründe.

Von Jürgen Schmieder

Sämtliche Anwälte und Marketingexperten schlagen gerade die Hände über dem Kopf zusammen, aber ihm ist das egal: David Tran ist eben eine der coolsten Personen auf diesem Planeten. Der Chef des amerikanischen Soßenfabrikanten Huy Fong Foods hat den Namen seines bedeutendsten Produkts nicht markenrechtlich schützen lassen - den der höllisch scharfen Soße Sriracha. Rechtsanwälte sind jetzt ganz scharf darauf, für Tran zu arbeiten. "Jeden Tag kommt einer und will die Leute verklagen. Ich sage ihnen: 'Quatsch, lass' sie doch den Namen verwenden.'"

Tran hat sich lieber ein neues Hobby zugelegt. Er sucht jeden Tag im Internet nach neuen Produkten mit dem Namen seiner Soße. Seine Lieblinge bislang: Wodka, Lippenstift, Kartoffelchips.

"Zutat des Jahres" 2010

Die Soße ist in den USA ungefähr so beliebt wie Freibier am Nationalfeiertag. Sie wurde im Jahr 2010 vom Magazin Bon Appétit zur "Zutat des Jahres" erklärt, es gibt Sriracha-Kochbücher im Internet. Der Sriracha-Umsatz ist allein in den vergangenen zwei Jahren von 60 auf 80 Millionen Dollar gewachsen. Das ist keinen schlechte Karriere für Tran, der das Zeug vor 35 Jahren nur deshalb erfand, weil er nach seiner Flucht aus Vietnam alle Soßen in Los Angeles zu lasch fand. Er mischte Jalapeños-Paprikas mit Salz, Knoblauch, Essig und anderen Zutaten, füllte die Soße in kleine Flaschen ab und verkaufte sie in Chinatown an Restaurants.

Nicht die Selfmade-Story macht aus Tran, 70, einen coolen Typen. Das schafft er mit seinen lässigen Sprüchen. Als er gefragt wurde, ob er seine Firma nicht an die Börse bringen müsste, antwortete er: "Dieses Unternehmen ist für mich wie eine Geliebte - warum sollte ich sie mit jemandem teilen wollen?" Und wenn sich jemand beschwert, dass seine Soße höllisch heiß sei, dann sagt er: "Scharfe Soße muss scharf sein! Wir machen hier keine Mayonnaise." Er hat übrigens noch keinen Cent ausgegeben, um in irgendeiner Form für sein Produkt zu werben - er freut sich nun darüber, dass andere Unternehmen seine Soße bekannter machen, indem sie den Namen verwenden.

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Brennende Augen, Kopfweh, Nasenbluten und Halsschmerzen: Die Einwohner einer Kleinstadt in Kalifornien klagen über die Auswirkungen der Produktion von Sriracha-Soße in einer neuen Fabrik. Es könnte allerdings sein, dass die Beschwerden nicht ganz uneigennützig sind.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Heinz ist schon aufgesprungen, Subway auch

Beispiele gibt es mittlerweile zahlreiche: Heinz brachte kürzlich einen Sriracha-Ketchup heraus, die Schnellrestaurantketten Subway und Jack in the Box bieten Produkte unter dem Namen an. Selbst Tabasco-Hersteller McIlhenny will im Frühjahr eine Sriracha-Soße auf den Markt bringen. "Wir verwenden viel Zeit und Energie darauf, den Namen 'Tabasco' zu schützen", sagt McIlhenny-Chef Tony Simmons: "Ich weiß nicht, warum Mister Tran das nicht gemacht hat."

Tran beharrt darauf, keinen Fehler gemacht zu haben. Er habe die Soße nach einer Küstenstadt in Thailand benannt und sich den Namen deshalb nicht markenrechtlich schützen lassen, jedoch die Form der Flasche und den Gockel als Logo. Er hat übrigens anderen Unternehmen - einem Bierbrauer und einem Popcorn-Hersteller etwa - ohne Gebühr erlaubt, Soße und Namen für ihre Produkte zu verwenden. Sie sollten nur tatsächlich sein Produkt benutzen und etwas produzieren, dass seiner Sriracha-Soße auch gerecht werde. Dann sei das schon in Ordnung. Es mache ihn eher "traurig", wenn eine Fast-Food-Kette wie Taco Bell irgendwas als Sriracha verkaufe, anstatt einfach sein Produkt zu verwenden.

Tran bezieht die Pfefferschoten von einer Farm in Südkalifornien. Sie werden innerhalb eines Tages verarbeitet, damit sie frisch und scharf bleiben. Daran soll sich nichts ändern, auch wenn die Firma deshalb nicht so schnell wachsen kann. "So lange wir die bestmögliche Soße machen, wird es dem Unternehmen auch gutgehen." Tran weiß: Coolness kann man nicht kaufen.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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