Erdgas:Gazprom-Kunden droht Geldbuße

Die europäischen Großkunden des russischen Energieriesen Gazprom, darunter RWE und Eon, haben zu wenig Gas abgenommen. Nun drohen ihnen Strafzahlungen.

Deutschen und anderen europäischen Großkunden des russischen Energieriesen Gazprom drohen einem Zeitungsbericht zufolge Strafzahlungen.

Die Strafen könnten fällig werden, weil diese Kunden im laufenden Jahr vertraglich vereinbarte Mindestabnahme-Mengen für Gas unterschritten hätten, schrieb die russische Tageszeitung Kommersant am Montag unter Berufung auf Verwaltungsratskreise bei Gazprom.

In den ersten drei Monaten des Jahres hätten diese Kunden aus westeuropäischen Ländern ihre Abnahmemenge um 29 Prozent auf 46 Milliarden Kubikmeter gemindert.

Italiens Eni könnte ein Präzedenzfall werden

Wie Kommersant weiter berichtete, soll im kommenden Januar als erster der italienische Energieversorger Eni seine Rechnung begleichen, gefolgt vom türkischen Unternehmen Botas, deutschen Energieriesen wie Eon und RWE sowie den französischen Konzernen GDF, Suez und Total.

Der Zeitung zufolge prüfen die Konzerne derzeit, ob sie Gazprom Ausgleichszahlungen anbieten wollen oder nicht. Hintergrund der Überlegungen sei, dass Russland etwa von Turkmenistan keine Strafzahlungen verlangt habe, obwohl auch dieses Land weniger Gas als vereinbart gekauft habe.

Daneben habe Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin der Ukraine in derselben Situation "erlaubt, nicht zu bezahlen", zitierte die Zeitung eine Quelle.

Die westeuropäischen Kunden müssten gleichwohl mit Strafen rechnen, sagte ein Gazprom-Mitarbeiter zu Kommersant.

Abhängigkeit von Russland verringern

Wenn etwa Eni oder Eon nicht die Mindestmengen abnähmen, müssten sie Gebühren zahlen, sagte der Gazprom-Verantwortliche dem Blatt. Die Zahlungen könnten sich demnach auf 50 bis 70 Prozent des Wertes des vereinbarten Volumens belaufen. Gazprom wollte auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu dem Bericht abgeben.

Die etwaigen Strafzahlungen dürften bei den russischen Gaskunden aus Westeuropa die Neigung verstärken, die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Derzeit ist die neue Nabucco-Pipeline in Bau, die ab 2010 Gas aus der Türkei unter Umgehung Russlands nach Österreich liefern soll.

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