Erbschaften:Steinreich

Alter Friedhof in Olching, 2012

Der Engel lacht und viele Erben auch. Mit dem Wert von Immobilien wächst auch der Nachlass.

(Foto: Johannes Simon)

Immer mehr Deutsche hinterlassen Kindern und Enkeln Immobilien. Jeder Fünfte schätzt, dass sein Nachlass mehr als eine Viertelmillion Euro wert sein wird.

Von Stephan Radomsky

Das Häuschen im Grünen, draußen vor den Toren der Stadt, oder die Eigentumswohnung in zentraler Lage - in vielen Regionen Deutschlands sind sie inzwischen ein schier unerschwinglicher Traum. Natürlich, die Darlehenszinsen sind im Keller, dafür steigen und steigen die Kaufpreise vielerorts immer weiter. Das Einkommen vieler Familien reicht da längst nicht mehr aus, um sich das eigene Dach über dem Kopf vernünftig zu finanzieren.

Wie gut, dass es Mutter und Vater gibt, Oma und Opa. Nun ja: gab. Denn ihren Wohlstand bekommen die Nachkommen eben meist erst nach deren Tod. Den will den Liebsten freilich keiner wünschen, aber ein Häuschen oder eine Wohnung im Nachlass rechnen sich künftig doch schon mehr als die Hälfte der Bundesbürger aus. Das ergibt eine repräsentative Studie des Meinungsforschers Yougov im Auftrag der Quirin Privatbank. Demnach erwarten 53 Prozent der künftigen Erben, eine Immobilie hinterlassen zu bekommen. Bisher lag der Anteil der Immobilien-Erbschaften dagegen bei nur gut einem Drittel.

Vor allem dieser Trend treibt dann - siehe steigende Immobilienpreise - auch das Wachstum der Erbschaften insgesamt: Jeder Fünfte, der etwas vererben will, schätzt, dass sein Nachlass mehr als eine Viertelmillion Euro wert sein wird. Insgesamt 40 Prozent taxieren den Wert ihres Erbes demnach auf mindestens 100 000 Euro. Dabei holt vor allem der Osten des Landes kräftig auf, gerade in Sachen Immobilien-Erbschaften. Noch allerdings liegen beispielsweise Sachsen und Thüringen deutlich hinter den Erbschafts-Spitzenreitern aus Hessen und Bayern zurück.

Sowieso macht das reiche Erbe mit dem hübschen Haus oft eben nicht nur sorgenfrei. Häufig gibt es Streit um den Nachlass und nicht selten kostet er zunächst eine Stange Geld. So berichteten im bundesweiten Durchschnitt 18 Prozent von ihnen über Auseinandersetzungen mit den Miterben. Solcher Familienzwist beschäftigt dann gern auch Rechtsanwälte und Gerichte, solange bis geklärt ist, wem welcher Anteil zusteht. Und dann wird gerade auf Häuser und Wohnungen in vielen Fällen auch noch Erbschaftsteuer fällig, weil ihr Wert den gesetzlichen Freibetrag von 400 000 Euro für Kinder beziehungsweise 200 000 Euro für Enkelkinder gerade in gefragten Gegenden schnell und deutlich überschreitet.

Verständlich also, dass nur ein Viertel der Erben auch wirklich selbst in eine geerbte Immobilie einzieht. Sie steht vielleicht am falschen Ort und kostet dann vielleicht sogar erst mal viel Geld. Häufig wird sie dann verkauft, um die Rechnungen zu bezahlen - und was übrig bleibt reicht dann nicht mehr fürs Häuschen im Grünen oder die Wohnung in der Innenstadt. Die bleiben dann trotz allem ein Traum.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: