Eon verkauft Stromnetz:Leiser Abschied von der Netz AG

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Erst Vattenfall, jetzt Eon: Zwei der vier großen Stromkonzerne trennen sich von ihren Netzen. Die "Deutsche Netz AG" rückt damit in weite Ferne.

M. Hesse u. M. Bauchmüller

Nur wenige Tage nach dem Energiekonzern Vattenfall wird auch der Wettbewerber Eon den Verkauf seines Hochspannungsstromnetzes perfekt machen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will der größte deutsche Energiekonzern sein Übertragungsnetz an den niederländischen Netzbetreiber Tennet TSO verkaufen. In Finanzkreisen heißt es, Eon werde das Geschäft voraussichtlich bereits bei der Präsentation der Quartalszahlen am Mittwoch nächster Woche verkünden. Der Preis soll bei fast einer Milliarde Euro liegen. Tennet werde sich zu erheblichen Investitionen in das Netz verpflichten, hieß es weiter.

Eon wird sein Stromnetz nach SZ-Informationen an den niederländischen Betreiber Tennet TSO verkaufen. (Foto: Foto: AP)

Damit würde das zweite von insgesamt vier deutschen Übertragungsnetzen von einem Stromkonzern unabhängig. Erst am Montag hatte der Aufsichtsrat von Vattenfall Europe den Weg für einen Verkauf des Vattenfall-Netzes frei gemacht. Nach Informationen aus der Vattenfall-Spitze ist der Verkauf aber noch nicht endgültig besiegelt.

Zuvor hieß es, die deutsche Tochter des schwedischen Vattenfall-Konzerns werde mit dem Verkauf rund 500 Millionen Euro erlösen. Demnach will die Investmentbank Goldman Sachs zusammen mit Tochtergesellschaften der Allianz und der Deutschen Bank das 9500 Kilometer lange Übertragungsnetz übernehmen. Es transportiert Strom - ähnlich wie das etwas längere Eon-Netz - vor allem in Norddeutschland.

RWE gegen Netz AG

Die Gründung einer "Deutschen Netz AG" könnte damit deutlich schwieriger werden. Bereits die alte Bundesregierung hatte erwogen, die Stromnetze in einer solchen Gesellschaft zu bündeln. Auch die neue schwarz-gelbe Koalition möchte die Netze gerne in einer "unabhängigen und kapitalmarktfähigen Netzgesellschaft zusammenführen". Doch Finanzexperten halten das nun für problematisch. "Mit dem Verkauf der Netze von Eon und Vattenfall an zwei verschiedene Käufer sind Fakten geschaffen, die sich nur schwer rückgängig machen lassen dürften", hieß es in Finanzkreisen.

Auch RWE-Chef Jürgen Großmann sprach sich am Donnerstag abermals gegen die Einrichtung einer solchen Gesellschaft aus. "Die Diskussion um eine Deutsche Netz AG kann ich nicht nachvollziehen", sagte er bei der Jahrestagung des Großverbraucher-Verbandes VIK in Berlin. Maßgeblich bleibe für ihn die entsprechende EU-Vorgabe. Erst vor zwei Monaten war das sogenannte "Dritte Binnenmarktpaket" in Kraft getreten, das unter anderem auch das Verhältnis zwischen Stromerzeugung und Stromtransport regelt.

Nach langem Streit hatten sich die Staaten darauf verständigt, einen Verkauf der Stromnetze nicht vorzuschreiben. Das Netz darf demnach im Besitz von Stromkonzernen bleiben, solange sie weitgehend unabhängig operieren - also bei RWE. Das Unternehmen werde diese Debatte "sehr aufmerksam verfolgen", kündigte Großmann an. "Auch die mit den neuen Eigentümern norddeutscher Übertragungsnetze."

© SZ vom 06.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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