Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Eon verdreifacht Gewinn trotz Atomausstiegs

Von der vorhergesagten Krise durch den Atomausstieg keine Spur mehr: Eon meldet sich mit exzellenten Zahlen zurück. Im ersten Halbjahr verbucht Deutschlands größter Energieversorger einen Gewinn von mehr als drei Milliarden Euro.

Die Bundesregierung verordne den Atomausstieg und gefährde damit die Energiekonzerne - das war das Gegenargument der Unternehmen gegen das vorgezogene Abschalten ihrer Atommeiler. Aber zumindest Eon hat die Belastungen durch den Ausstieg gut verkraftet. Sehr gut sogar. Im ersten Halbjahr ist der Nettogewinn von Deutschlands größtem Energieversorger gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 230 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro in die Höhe geschossen, wie das Unternehmen mitteilte.

Zum guten Ergebnis hat vor allem das lange Zeit schwächelnde Gasgeschäft beigetragen: Eon profitierte von günstigeren Konditionen, die es bei seinem russischen Großlieferanten Gazprom nach zähen Verhandlungen durchgesetzt hatte. Die neuen Lieferverträge entlasteten Eon im ersten Halbjahr um 1,2 Milliarden Euro.

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Eon den ersten Nettoverlust seiner Unternehmensgeschichte verbuchen müssen. Das Minus von 2,2 Milliarden Euro war vor allem auf die Kosten durch den Atomausstieg zurückzuführen. Die Bundesregierung schaltete die deutschen Atomkraftwerke früher ab, Eon musste deshalb auf die gewinnbringenden Meiler Isar 1 und Unterweser verzichten.

Negative Einmaleffekte aus der Atomwende fielen nun aber weg. Hierzu gehörten hohe Rückstellungen für den früheren Abriss der AKWs und Abschreibungen auf nicht mehr verwendbare Brennelemente. Dies habe im Halbjahr 2012 einen positiven Effekt in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gehabt, erklärte das Unternehmen. Eon spart im Zuge des Konzernumbaus auch beim Personal: Weltweit sollen bis zu 11.000 Stellen wegfallen.

Auch Konkurrent RWE hat sich unter dem neuen Chef Peter Terium einen strikten Sparkurs verordnet - mehr als 10.000 Beschäftige müssen gehen. Der Atomausstieg setzt RWE weiterhin zu.

Drei der vier deutschen AKW-Betreiber haben die Bundesregierung inzwischen auf Schadensersatz verklagt. Eon, RWE und Vattenfall fordern einen zweistelligen Millionenbetrag, weil sie ihre Kraftwerke vorzeitig abschalten mussten. Nur der Energieversorger EnBW, an dem das Land Baden-Württemberg beteiligt ist, hat sich gegen eine Klage entschieden - der Konzern hofft allerdings von den juristischen Anstrengungen der Konkurrenz mitprofitieren zu können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1440113
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/Reuters/bero/jab
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.