Eon-Chef unter Druck:Spannung bis in die Spitze

Erst vollmundige Sprüche, dann plötzlich ein Sparprogramm: Eon-Chef Bernotat hat es sich mit seiner Belegschaft verscherzt.

Markus Balser

Die Wende kam für Wulf Bernotat vor drei Monaten. Noch im Dezember hatte der Eon-Chef selbstbewusst angekündigt, die Wirtschaftskrise werde Europas größten Versorger kaum treffen.

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Doch am 10.Februar legte Bernotat den Schalter urplötzlich um und stellte ein milliardenschweres Sparpaket vor. Titel seiner Präsentation: "Mit Energie durch den Sturm". Vor verdutzten Analysten und Journalisten kündigte er an, unter dem Titel "Perform to Win" bis 2011 jährlich 1,5 Milliarden Euro zu sparen.

Unzufrieden mit dem Kurs des Versorgers

Es war der Tag, an dem im Konzern die Stimmung kippte, erinnert sich ein Betriebsrat. Denn die Geschäfte waren zuletzt glänzend gelaufen. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um 26 Prozent auf 87 Milliarden Euro - damit ist Eon unter Europas Versorgern noch mit Abstand die Nummer eins.

Der Gewinn stieg vor Zinsen und Steuern um sieben Prozent auf einen Rekordwert von fast zehn Milliarden Euro. Seit Bernotats Ankündigung aber geht ein tiefer Riss durchs Unternehmen. Hinter vorgehaltener Hand diskutieren Aufsichtsräte seither, ob der im nächsten Jahr auslaufende Vertrag des 61-Jährigen verlängert werden soll. Möglicher Kronprinz: Vizechef Johannes Teyssen, den der Aufsichtsrat Bernotat schon an die Seite gestellt hatte, um seine Macht einzuschränken.

Auf der Hauptversammlung von Eon an diesem Mittwoch in Essen geht es für Vorstandschef Bernotat wohl auch um die eigene Zukunft. Teile der Konzernspitze seien unzufrieden mit dem Kurs des Versorgers unter Bernotat, heißt es.

Denn der einst makellose Ruf von Eon als strategisch gut aufgestelltes Unternehmen hat unter der missglückten Milliardenübernahme des spanischen Versorgers Endesa gelitten.

Und nun holt auch noch der deutsche Rivale RWE auf. Mit der knapp zehn Milliarden Euro teuren Übernahme des niederländischen Versorgers Essent gelang RWE-Chef Jürgen Großmann im Zweikampf um mehr internationale Marktanteile ein strategischer Coup.

Unterschriften gegen die Angst

Tief verunsichert wendet sich selbst die Belegschaft von ihrer Führung ab. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sammeln Betriebsräte seit Ende April im Konzern Unterschriften gegen den Kurs ihrer Vorgesetzten.

Die Verunsicherung sei groß, heißt es im Unternehmen. "Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten vor allem hier in Deutschland wächst mit jedem Tag", schreibt der Betriebsrat in einem internen Rundbrief. Investitionen würden aufgeschoben oder gar revidiert.

Mit diesem Kurs riskiere Eon seinen ohnehin geschädigten Ruf als verlässlicher Partner in der Fläche. Der Betriebsrat geht noch weiter, denn er sieht die Zukunft des Unternehmens in Gefahr: Mit den für das laufende Jahr geplanten Verkäufen drohe die Zerschlagung bedeutsamer Strukturen.

Im Konzern wachsen die Zweifel, ob sich die Spannungen unter Bernotat lösen lassen. "Die Lage ist im Moment verfahren", sagt ein Betriebsrat. "Wir werden genau verfolgen, welchen Kurs das Management einschlägt. Aber vielleicht braucht das Unternehmen einfach einen Neuanfang."

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