Süddeutsche Zeitung

Entwurf des Rentenversicherungsberichts:Und die Rente fällt

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Schlechte Nachrichten für Deutschlands Rentner: In den nächsten Jahren müssen sie mit Einbußen rechnen. Erst 2010 sollen die Renten wieder auf dem heutigen Niveau liegen.

Andreas Hoffmann

Nach zuletzt drei Nullrunden hintereinander stehen Deutschlands Rentnern weitere Einbußen bevor. Das geht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus dem Entwurf des neuesten Rentenversicherungsberichts von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) hervor, den das Kabinett Ende November verabschieden will.

Danach sinkt die sogenannte Eckrente im nächsten Jahr von derzeit 1065,76 Euro auf 1061,06 Euro in Westdeutschland. Im Osten schrumpft sie von 939,46 Euro auf 935,32 Euro.

Folge der Gesundheitsreform

In den Folgejahren steigt sie nur geringfügig an, sodass der heutige Wert erst wieder 2010 übertroffen wird. Dann soll die Eckrente bei 1066,90 Euro im Westen und 942,18 Euro im Osten liegen. Die Eckrente gibt an, wie viel ein Ruheständler erhält, wenn er 45 Jahre Durchschnittsbeiträge gezahlt hat.

Grund für die Entwicklung ist vor allem die Gesundheitsreform. In den nächsten Jahren wollen die Krankenkassen aus mehreren Gründen ihre Sätze erhöhen.

Zugleich stehen den Ruheständlern 2007 und 2008 weitere Nullrunden bevor, sodass ihre Bezüge in diesen Jahren nicht wachsen werden. Bereits in den vergangenen Jahren mussten die Rentner Verluste hinnehmen, weil sie bei der Kranken- und Pflegeversicherung zusätzlich belastet worden sind und die Regierung die Altersbezüge seit 2004 nicht mehr angehoben hat.

So sank die durchschnittlich ausgezahlte Altersrente für Männer in den alten Ländern von 1006,72 Euro im Jahr 2003 auf 981,43 Euro im Jahr 2005.

In den neuen Ländern fielen die Einbußen noch höher aus, dort schrumpften die Werte im gleichen Zeitraum von 1090,54 Euro auf 1057,54 Euro im vergangenen Jahr.

Die Frauen verzeichneten geringere Verluste. Im Westen sank die durchschnittlich ausgezahlte Altersrente zwischen 2003 und 2005 nur von 469,24 Euro auf 464,38 Euro, im Osten von 661,64 Euro auf 660,67 Euro. Die höheren Altersbezüge im Osten erklären sich dadurch, dass die Menschen in der Vergangenheit länger in die Versicherung eingezahlt haben.

Die unterschiedlichen Werte für die Eckrente liegen darin begründet, dass sie nur einen Standardwert angibt. Die Beträge weichen von den tatsächlich durchschnittlich überwiesenen Altersrenten ab.

Mit dem Rentenversicherungsbericht gibt die Bundesregierung stets im November eine Vorausschau ab, wie sich die Finanzen der Alterskasse in den nächsten 14 Jahren entwickeln. Dabei zeigt sich den Angaben zufolge, dass die Altersbezüge auch wieder steigen sollen. So sollen sie bis zum Jahr 2020 um insgesamt 21 Prozent zulegen. Daneben verweist der Bericht auch darauf, dass das Einkommen der Ruheständler nicht nur aus der gesetzlichen Rente besteht.

So erhalten viele Ältere noch Betriebsrenten oder Zuwendungen aus anderen Versorgungssystemen, manche bekommen auch Erträge aus Wohnungen oder Versicherungen.

Nach einer Studie von TNS Infratest verfügten Ehepaare im Jahr 2003 in den alten Ländern über ein Nettoeinkommen von 2211 Euro, alleinstehende Männer von 1515 Euro und alleinstehende Frauen von 1181 Euro im Monat. In den neuen Ländern lagen die Werte für Ehepaare bei 1938 Euro, für Männer bei 1284 Euro und für Frauen 1128 Euro.

Ansonsten erwartet Müntefering in dem Bericht, dass der Rentenbeitrag bis 2012 stabil bei 19,9 Prozent des Bruttogehalts bleibt. Danach soll er bis 2014 auf 19,2 Prozent sinken und bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent ansteigen. Das Rentenniveau vor Steuern schrumpft von 52,4 Prozent im Jahr 2006 auf 46,6 Prozent im Jahr 2020 und bleibt innerhalb der gesetzlichen Grenzen. Ende des Jahres soll die Rentenkasse über eine Rücklage von 8,2 Milliarden Euro verfügen.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2006
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