Enttäuschte Gewinnerwartungen:Deutsche Bank ächzt unter Rechtsrisiken

Deutsche Bank Anshu Jain (rechts) und Jürgen Fitschen

Die beiden Ko-Vorstandschefs der Deutschen Bank Anshu Jain und Jürgen Fitschen.

(Foto: Bloomberg)

Analysten hatten eigentlich ein gutes Ergebnis erwartet: Stattdessen hat sich der Gewinn der Deutschen Bank im zweiten Quartal halbiert. Für die vielen Auseinandersetzungen vor Gericht mussten die beiden Vorstandschefs Jain und Fitschen Hunderte Millionen zurücklegen.

Die Deutsche Bank hat trotz der guten Stimmung an den Finanzmärkten im zweiten Quartal weniger verdient. Dabei belastete die Bank vor allem, dass sie hohe Summen für ihre zahlreichen Rechtsstreitigkeiten zurückstellen muss. Der Nettogewinn halbierte sich auf 335 Millionen Euro.

Analysten hatten nach starken Quartalszahlen der US-Großbanken eigentlich mit einem Gewinnanstieg gerechnet. Doch die Deutsche Bank legte weitere 630 Millionen Euro für ihre zahlreichen Rechtsrisiken zur Seite. Damit belaufen sich die Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen wie den Kirch-Prozess oder den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze nun insgesamt auf drei Milliarden Euro.

Die beiden Ko-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen zeigten sich dennoch zufrieden. Die Bank sei mit ihrem Umbau, der Kapitalausstattung und dem Tagesgeschäft auf Kurs: "Im zweiten Quartal haben unsere Kerngeschäftsfelder gute Ergebnisse geliefert", erklärten sie. Der Vorsteuergewinn schrumpfte um 18 Prozent auf 792 Millionen Euro und verfehlte damit ebenfalls die Markterwartungen deutlich. Das brachte die Aktie schon vorbörslich unter Druck: Sie notierte zwei Prozent im Minus und rutschte damit an das Dax-Ende.

Die US-Rivalen hatten die Latte für das abgelaufene Quartal hoch gelegt und durch die Reihe üppige Milliardengewinne ausgewiesen, weil gerade das Investmentbanking im Frühjahr gut lief. Bei der Deutschen Bank zeigte sich dagegen ein gemischtes Bild: Zwar verdiente das Institut im Kapitalmarktgeschäft vor Steuern mehr als im Vorjahreszeitraum - was auch Kosteneinsparungen zu verdanken ist. Doch der Anleihehandel, eigentlich die Domäne der Deutschen Bank, schwächelte. Stattdessen legten der Aktienhandel und das Beratungsgeschäft zu.

Um die gesamte Bilanzsumme wie geplant zu schrumpfen, hat die Bank nach eigenen Angaben aber bis zu 250 Milliarden Euro Spielraum. Schon vergangene Woche hatten Medien berichtet, dass das Kreditinstitut seine Bilanzsumme eindampfen will, damit der Anteil des Eigenkapitals in der Bilanz steigt - und die Bank so die neuen weltweiten Kapitalanforderungen nach dem Reformpaket Basel III erfüllt.

"Wir werden unsere Bilanzsumme weiter verringern. Dies wollen wir auf eine Weise tun, die uns ermöglicht, die Anforderungen in Hinblick auf das Verhältnis von Bilanzsumme zu Kapital zu erfüllen, unser Angebot für Kunden beizubehalten und unser Geschäftsmodell zu stärken, ohne dass dies materielle Auswirkungen auf unser Ergebnis hätte", erklärten die Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain jetzt.

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