Wirtschafts-Nobelpreis:Hauptsache männlich und amerikanisch

Die beiden US-Forscher Peter Diamond und Dale Mortensen sowie der Brite Christopher Pissarides bekommen den Wirtschafts-Nobelpreis - und bestätigen somit alle Vergabe-Klischees.

Der Wirtschafts-Nobelpreis 2010 geht an zwei US-Wissenschaftler und einen Briten für ihre Untersuchung von Mechanismen auf dem Arbeitsmarkt. Den Preis teilen sich die US-Ökonomen Peter A. Diamond und Dale T. Mortensen mit dem Briten Christopher A. Pissarides, der auf Zypern geboren ist.

-

Zwei US-Forscher und ein Brite erhalten den Wirtschafts-Nobelpreis 2010.

(Foto: AFP)

Einer von ihnen, Peter A. Diamond, wurde noch vor kurzem von republikanischen Abgeordneten als angeblich unqualifiziert abgestraft. Präsident Obama wollte Diamond in den Vorstand der US-Notenbank Fed berufen, bekam jedoch keine ausreichende Zustimmung im Senat. Der Fed-Chef Ben Bernanke hatte unter Diamond studiert.

Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften wird seit 1969 verliehen. Er wurde von der schwedischen Reichsbank gestiftet, um der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung zu tragen. Es ist erst das fünfte Mal, dass der Preis an drei Personen gemeinsam vergeben wird. Vergangenes Jahr wurde erstmals eine Frau für ihre Arbeit in den Wirtschaftswissenschaften geehrt.

Die Schwedische Akademie begründete ihre Entscheidung damit, dass die drei Forscher entscheidende Fragen zur Funktionsweise des Arbeitsmarktes beantwortet hätten. Unter anderem gehe es darum, warum es gleichzeitig eine hohe Zahl von Arbeitslosen bei starker Nachfrage nach Arbeitskraft geben könne. Die Politik habe sich die Erkenntnisse der drei in dem nach ihnen benannten Modell zunutze machen können.

Die Suchtheorie, so argumentierte die Jury weiter, sei darüber hinaus auf viele andere Märkte mit Problemen beim Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage übertragen worden, etwa den Immobilienmarkt. Die Ansätze finden auch in den Bereichen Geldpolitik, Finanzwirtschaft sowie Familienpolitik Anwendung.

Pissarides sagte in einem Telefonat mit der Schwedischen Akademie kurz nach der Bekanntgabe, er sei über die Zuerkennung des Preises "ziemlich überrascht und sehr froh". Er teilt sich die Dotierung von umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Mio. Kronen) mit seinen beiden US-Kollegen. "An das Geld habe ich überhaupt noch nicht gedacht", sagte Pissarides auf die Frage, was er mit dem Preisgeld machen will.

Der Wirtschafts-Nobelpreis ist stark umstritten, weil er im Gegensatz zu den anderen fünf Nobelpreisen (Frieden, Literatur, Medizin, Physik und Chemie) nicht auf das Testament des schwedischen Erfinders und Unternehmers Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Der Preis wurde erst 1968 gestiftet und heißt offiziell "Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel".

Seit der ersten Vergabe hat es unter 67 Ausgezeichneten nur eine einzige Frau gegeben. Im vergangenen Jahr wurde die US-Wissenschaftlerin US-Forscher Elinor Ostrom zusammen mit ihrem Landsmann Oliver Williamson geehrt. Die ebenfalls gewaltige Dominanz von Preisträgern aus den Vereinigten Staaten hat sich durch die diesjährige Vergabe weiter verstärkt: Von 66 Preisträgern haben 52 ihre Forschungsarbeit an US-Instituten betrieben; 46 waren beziehungsweise sind Amerikaner, neun Briten. In diesem Jahr sind alle sechs Nobelpreise an männliche Preisträger gegangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: