Entlassung vor 1000 Mitarbeitern:AOL-Chef entschuldigt sich für Turbo-Kündigung

Eigentlich wollte der AOL-Mitarbeiter nur ein Foto von Tim Armstrong, seinem Chef, machen. Der aber war darüber so erbost, dass er den Mitarbeiter sofort feuerte. Jetzt hat sich Armstrong für sein Verhalten entschuldigt - ohne grundsätzlich an seiner Entscheidung zu rütteln.

Etwa 1000 Mitarbeiter haben zugehört, als AOL-Chef Tim Armstrong in der vergangenen Woche während einer Telefonkonferenz seinen Angestellten Abel Lenz mit den Worten "Sie sind gefeuert. Raus!" entließ. Jetzt hat sich Armstrong für sein Verhalten entschuldigt.

"Ich bin verantwortlich dafür, wie ich mit der Situation umgegangen bin und auf einer menschlichen Ebene habe ich mich unfair gegenüber Abel verhalten", schrieb Armstrong in einem Memo an die AOL-Mitarbeiter. Er habe sich deshalb auch bei Lenz persönlich entschuldigt. An der Entlassung des Mitarbeiters ändere das allerdings nichts, teilte AOL mit.

Konzernchef Tim Armstrong wollte sich am vergangenen Freitag in einer Konferenz zur Zukunft der etwa 1000 Patch-Angebote äußern. Unter diesem Markennamen betreibt AOL in 23 amerikanischen Bundesstaaten lokale Nachrichtenseiten, die über kleine und kleinste Ortschaften berichten. Bei der Telefonkonferenz ging es um Einsparungen und Entlassungen bei der AOL-Tochter Patch, die in diesem Jahr zum ersten Mal Gewinn abwerfen soll.

Vertraulichkeit nicht mit Fotos stören

Während der Telefonkonferenz zückte Lenz eine Kamera und schoss ein Foto von Armstrong. Der sagte gerade ins Telefon, dass er keine Witze mache. Wer das nicht glaube, der könne sofort gehen. Plötzlich wandte er sich an den Fotografen: "Legen Sie sofort diese Kamera aus der Hand. Sie sind gefeuert. Raus!"

Der US-Medienjournalist Jim Romenesko stellte später eine Audiodatei der Versammlung auf seine Webseite. Armstrong war daraufhin öffentlich in die Kritik geraten. Nun erklärte er, er habe Lenz schon früher darauf hingewiesen, das Fotografieren bei solchen Veranstaltungen zu unterlassen.

Vertrauliche Besprechungen sollten nicht gefilmt oder aufgenommen werden, schrieb Armstrong. Das gefährde die offene Atmosphäre, in der Mitarbeiter über alle Themen sprechen könnten.

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