Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Intelligente Stromzähler für alle Privathaushalte

Seit Jahren hinkt Deutschland beim Einbau sogenannter Smart Meter in Europa hinterher. Jetzt will die Regierung mit einem neuen Gesetz endlich die Wende schaffen.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den Einbau intelligenter Stromzähler in Privathäusern massiv beschleunigen. Das geht nach Angaben aus Ministeriumskreisen aus einem Gesetzentwurf hervor, der am Mittwochabend an die übrigen Fachressorts der Regierung verschickt wurde. Demnach sollen mit der Reform die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Energieerzeugung, -speicherung und -verbrauch künftig zielgenau aufeinander abgestimmt werden können. Das ist angesichts des vermehrten Einsatzes von schwankungsanfälligen Energieträgern wie Wind und Sonne, der wachsende Zahl dezentraler Energieerzeuger und -speicher sowie der zunehmende Verquickung von Strom-, Wärme- und Verkehrsinfrastruktur unabdingbar.

Deutschland hinkt beim Einbau sogenannter Smart Meter im europäischen Vergleich weit hinterher, weil es in der Vergangenheit immer wieder bürokratische Hürden und technische Detailversessenheit der zuständigen Behörden gegeben hatte. Auch Sicherheitsbedenken spielten eine Rolle, weil nicht auszuschließen war, dass es Cyber-Attacken gegen Smart Meter und damit indirekt das gesamte Stromnetz geben könnte. Deshalb hängen in den meisten Kellern immer noch klobige schwarze Geräte mit Drehscheibe und Zählwerk, wie es sie vor beinahe 100 Jahren schon gab.

Der Preis für die Nutzung der Smart Meter soll bei 20 Euro pro Jahr gedeckelt werden. In den Kreisen wird aber betont, dass die Menschen mehr Geld sparen als ausgeben würden, weil sie künftig sehr viel genauer wüssten, welches elektrische Gerät im Haushalt wie viel Energie verbraucht und was Strom zu einer bestimmten Uhrzeit gerade kostet. Mit Hilfe der intelligenten Zähler können beispielsweise Wärmepumpen ausgeschaltet werden, wenn wenig Strom zur Verfügung steht und der Preis entsprechend hoch ist. Der Besitzer eines Elektroautos wiederum kann seine Batterie statt nach Dienstschluss zu nachtschlafender Zeit laden, wenn Strom sehr günstig ist. Umgekehrt können die E-Pkw via Smart Meter als Elektroquelle angezapft werden, wenn im Haus mehr Strom benötigt wird. Zugleich erhalten die Netzbetreiber Informationen, die sie für den bedarfsgerechten Ausbau und die optimale Nutzung der Netzkapazität brauchen.

Laut Gesetzentwurf sollen Smart Meter binnen zehn Jahren in allen deutschen Haushalten Standard sein. Ausgetauscht werden die alten Zähler meist nach Ablauf der Eichfrist. Zugleich müssen alle Anbieter ihren Kunden ab 2026 flexible Stromtarife anbieten.

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