Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Ökostrom-Umlage steigt auf Rekordwert

Die Verbraucher in Deutschland müssen sich auf spürbare Strompreiserhöhungen einstellen. Die Ökostrom-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien klettert im kommenden Jahr auf einen Rekordwert. Für die Stromkunden wird es teuer - das Bundesfinanzministerium könnte aber von den höheren Energiekosten profitieren.

Ökostrom kommt den Verbrauchern in Deutschland immer teurer zu stehen. Die über den Strompreis zu zahlende Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird für 2014 auf den Rekordwert von 6,240 Cent je Kilowattstunde festgesetzt, teilte Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW mit, der für die Verwaltung der Förderzahlungen mit zuständig ist.

Bereits 2013 war die EEG-Umlage um fast zwei Cent auf 5,227 Cent gestiegen. Kurz vor der Veröffentlichung war die Zahl für 2014 noch einmal verändert worden, ursprünglich war von 6,3 Cent je kWh für das kommende Jahr ausgegangen worden. Ein durchschnittlicher Haushalt muss damit etwa 35 Euro mehr im Jahr für die Umlage bezahlen. Mit Mehrwertsteuer und höheren Netzentgelten könnte dieser Betrag auf 60 Euro pro Jahr ansteigen, für eine Großfamilie (6000 kWh/Jahr) können es mehr als 100 Euro zusätzlich im Jahr werden.

Betreiber von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen erhalten eine feste Vergütung, auf 20 Jahre garantiert. Über die Umlage wird die Differenz zwischen dem am Markt für den Strom erzielten Preis und dem Vergütungssatz gewährt. Da die Preise an der Strombörse gefallen sind, wachsen diese Differenzkosten - mit der neuen Umlage muss auch ein Minusbetrag von 2,2 Milliarden Euro auf dem Vergütungskonto im laufenden Jahr ausgeglichen werden.

TransnetBW war in diesem Jahr federführend für die Berechnung der neuen Umlage verantwortlich. Gemeinsam mit den drei anderen großen Netzbetreibern Amprion, Tennet und 50Hertz errechnet es die Umlage anhand der Menge des eingespeisten Ökostroms, der Zahl der Stromkunden, die sie tragen müssen, sowie der Börsenpreisentwicklung.

Ökostrom-Umlage könnte Finanzministerium nutzen

Von den gesteigerten Kosten profitiert womöglich auch das Bundesfinanzministerium. Denn dadurch steigen die Mehrwertsteuereinnahmen im Strombereich. Bei einem jährlichen Stromverbrauch in privaten Haushalten von derzeit 139 Terawattstunden und 1,19 Cent Mehrwertsteuer auf künftig 6,240 Cent Umlage summieren sich die Mehrwertsteuereinnahmen aus diesem Posten laut einer Berechnung der dpa 2014 auf rund 1,65 Milliarden Euro. Bisher sind es rund 1,4 Milliarden Steuereinnahmen durch die Umlage.

Daher fordert etwa die SPD, die Stromsteuer, die weiterer Bestandteil des Strompreises ist, entsprechend zu senken. Allerdings sparen die Bürger dafür in der Regel an anderer Stelle, so dass unterm Strich diese Entwicklung nicht insgesamt zu höheren Einnahmen für den Staat führen muss.

Bezieht man in die Rechnung unter anderem noch die nicht von Rabatten profitierenden Unternehmen ein, sind die Einnahmen noch weit größer. Ihr Stromverbrauch beträgt derzeit rund 382 Terawattstunden, was 2014 Mehrwertsteuereinnahmen von 4,5 Milliarden Euro ausmachen könnte.

Die erneute Preissteigerung mache ihn "wütend", hatte Gerd Billen, Chef des Bundesverbands Verbraucherzentralen, zuletzt im Focus erklärt. Er forderte eine Deckelung der EEG-Umlage. Die neue Bundesregierung dürfe die Kosten der Energiewende nicht mehr nur auf die Verbraucher abschieben. Billen schlug vor, einen Teil der Ökosubventionen aus Steuermitteln zu finanzieren, da sich die Steuerlast nach dem Einkommen richtet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1794991
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/Reuters/mahu/rus
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.