Energiewende:Ökostrom laut Studie bis 2030 billiger als Kohlestrom

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Die Energiewende ist machbar, wird aber ziemlich teuer: Ein Gutachten für das Bundesumweltministerium rechnet vor, wie schnell Deutschlands Stromversorgung grün werden könnte. Die Autoren machen aber auch deutlich, welche Anstrengungen nötig sind und wo das größte Problem liegt.

Energie aus Sonne, Wind oder Biomasse könnte schon in einigen Jahren billiger sein als Kohlestrom. Mehrere deutsche Forschungseinrichtungen kommen in einer umfassenden Studie für das Bundesumweltministerium zu dem Ergebnis, dass bis 2030 Strom aus Ökoenergien nur noch 7,6 Cent je Kilowattstunde kosten könnte, während die Kosten für Strom aus Steinkohle und Erdgas dann bereits auf bis zu 9,4 Cent steigen könnten.

Die Ziele der Regierung von mindestens 35 Prozent Ökostrom bis 2020 dürften übertroffen werden. In den Szenarien wird von mindestens 40 Prozent ausgegangen. Bis 2050 könnten es bereits rund 85 Prozent sein. Allerdings fehlen bisher die dringend benötigen Stromspeicher, um bei wenig Sonne und Wind die Stromversorgung aufrechterhalten zu können. Zudem fehlen mehrere tausend Kilometer an neuen Netzen, um Ökostrom von der See und der grünen Wiese zum Verbraucher zu transportieren.

Bei diesem Ausbau bis 2020 voranzukommen, dürfte über Erfolg oder Misserfolg der Energiewende entscheiden. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) betonte am Donnerstag: "Die Studie bestätigt den Kurs der Bundesregierung, mit der Energiewende das größte Modernisierungs- und Infrastrukturprojekt der kommenden Jahrzehnte gestartet zu haben." Ob andere Länder das deutsche Modell übernehmen, hänge auch davon ab, ob Deutschland die Ziele erfolgreich umsetze. "Die neuen Zahlen zeigen, dass die Energiewende machbar ist", sagte Röttgen.

Autoren fordern Tempolimit für Autobahnen

Die Studie war vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Fraunhofer-Institut Kassel und dem Ingenieurbüro für neue Energien erarbeitet worden. Dabei wurden unterschiedliche Szenarien zum Ausbau der Ökoenergien beleuchtet. Diese orientieren sich an verschiedenen Annahmen zur Entwicklung von Speichern für überschüssigen Ökostrom sowie an den möglichen Fortschritten bei den Stromeinspar- und Klimazielen.

Für einen Erfolg der Energiewende fordert die Studie allerdings höhere Preise und schärfere Auflagen zum Sparen beim Heizen und im Autoverkehr. Ein politisch veranlasster Anstieg der Energiepreise könne eine Möglichkeit sein, künftige Preissprünge auf den weltweiten Energiemärkten abzupuffern, heißt es. So ausgelöste Investitionen in Effizienz und erneuerbare Energien würden diese abrupten und zunehmenden Sprünge bei Öl oder Kohle dämpfen und sogar überkompensieren.

Unter anderem könnten dazu die Ökosteuer genutzt und die Zahl der CO2-Verschmutzungsrechte verknappt werden. Darüber hinaus sprechen sich die Autoren der Studie für ein Tempolimit auf Autobahnen aus. Wichtig sei auch eine Verschärfung der Energie-Effizienzrichtlinien für Gebäude, damit der gesamte Bestand bis 2050 saniert werden könne. Schließlich verlange das Energiekonzept die Halbierung des gesamten Energieverbrauchs.

"Zwischen den sachgerechten Zielen der Bundesregierung zur Energieeffizienz und den tatsächlich sich einstellenden Wirkungen der aktuellen Instrumente klafft derzeit jedoch eine immer größer werdende Lücke", kritisieren die Wissenschaftler. Ohne verstärkte Anstrengungen seien die Klimaschutzziele des Konzepts unerreichbar. Bis 2050 soll der Kohlendioxid(CO2)-Ausstoß um mindestens 80 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden.

© Süddeutsche.de/rtr/dpa/cop - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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