Kohleausstieg:Energiewende ist mehr als Kraftwerke abschalten

Braunkohleförderung im Lausitzer Revier

Braunkohletagebau im brandenburgischen Welzow.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Binnen zwei Jahrzehnten will Deutschland aus der Kohle aussteigen. Das ist gut - wird aber nicht reichen.

Kommentar von Benedikt Müller, Düsseldorf

Binnen zwei Jahrzehnten will Deutschland aus der Kohle aussteigen. Das ist gut, weil der Verbrauch dieser Ressource dem Klima schadet - und umweltfreundlichen Alternativen im Weg steht. Dennoch wird der Ausstieg viel Geld kosten.

Das sollte jedem bewusst sein, der ihn fordert. Erstens ist Gas- und Ökostrom teurer als die heimische Braunkohle mit ihren längst abgeschriebenen Kraftwerken. Zweitens werden die Konzerne Entschädigungen verlangen, wenn sie genehmigte Pläne nicht voll umsetzen können. Drittens muss der Staat vor allem die ostdeutschen Kohleregionen fördern, wo Tausende Arbeitsplätze an der Branche hängen, und andere Industrien schwach sind. Zwar dürften von den geplanten Milliardeninvestitionen in Netze, Behörden und Institute in der Lausitz und in Mitteldeutschland weniger die Bergleute selbst profitieren als vielmehr deren Kinder und Enkel. Doch sie sind wichtig, damit sich die Regionen nicht abgehängt fühlen.

Langfristig darf Energiewende aber nicht nur bedeuten, Kraftwerke abzuschalten. Damit Deutschland Vorreiter beim Klimaschutz bleibt, müssen mehr Häuser gedämmt, mehr Abgase eingespart werden. Geht die Energiewende zu einseitig zulasten einzelner Branchen und Regionen, droht sie ihre Akzeptanz zu verlieren.

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