Energieversorger:Die finnische Mutter Fortum greift durch

Der Kraftwerkskonzern Uniper trennt sich Knall auf Fall von seinem Chef sowie dem Finanzvorstand.

Von Benedikt Müller-Arnold

Der Kraftwerkskonzern Uniper trennt sich Knall auf Fall von seinen wichtigsten beiden Managern: Vorstandschef Andreas Schierenbeck sei "mit sofortiger Wirkung" zurückgetreten, teilte Uniper am Montagabend mit. Darauf habe sich der 55-Jährige mit dem Aufsichtsrat geeinigt. Auch Finanzvorstand Sascha Bibert verlasse die Firma unmittelbar. Hintergrund der Abgänge sind offenbar Meinungsverschiedenheiten mit dem Großaktionär Fortum aus Finnland.

Uniper war 2016 entstanden, als der Eon-Konzern seine Gas- und Kohlekraftwerke sowie sein internationales Energiehandelsgeschäft in die Firma abspaltete und an die Börse brachte. Eon konzentrierte sich seither auf Netze sowie den Strom- und Gasvertrieb. Der Dax-Konzern behielt zwar zunächst eine beträchtliche Minderheitsbeteiligung an Uniper, verkaufte diese aber keine zwei Jahre später an Fortum. Unter den etwa 12 000 Beschäftigten von Uniper rief dies Sorgen vor einer möglichen Zerschlagung hervor. Mittlerweile hat der Energiekonzern Fortum seine Beteiligung auf gut 76 Prozent aufgestockt.

Beide Unternehmen hatten im Dezember noch eine gemeinsame Strategie vorgelegt. Demnach soll Uniper seine klimaschädlichen Gas- und Kohlekraftwerke bis 2035 nach und nach auf "grüne" Gase umstellen oder vom Netz nehmen. Im Gegenzug wollen Fortum und Uniper mehr Wind- und Solarparks in Europa bauen. Auch in bestehenden Geschäften wie etwa Atom- und Wasserkraftwerken in Skandinavien wollen beide Firmen enger zusammenarbeiten. Der scheidende Uniper-Chef Schierenbeck hatte die Strategie noch demonstrativ gemeinsam mit Fortum-Chef Markus Rauramo vorgestellt. Gründe des nun offensichtlichen Konflikts dürfte mithin eher im Organisatorischen liegen denn im großen Ganzen.

So soll nun Klaus-Dieter Maubach neuer Uniper-Chef werden. Der Manager wacht bislang als Aufsichtsratschef über Uniper und gleichzeitig als Verwaltungsrat über Fortum. "Gemeinsam werden wir die mit Fortum vereinbarte Strategie noch schneller in die Tat umsetzen", betont Maubach in einer ersten Mitteilung, "und unsere Zusammenarbeit intensivieren." Neuer Uniper-Chefkontrolleur soll der Fortum-Chef höchstpersönlich werden. "In Zukunft werden beide Unternehmen enger zusammenarbeiten", kündigt Rauramo an, "und die jeweils besten Geschäftspraktiken aus beiden Organisationen nutzen."

Neue Finanzchefin von Uniper soll indes die langjährige Fortum-Managerin Tiina Toumela werden. Auch sie gehört bislang dem Aufsichtsrat des M-Dax-Unternehmens an. Gemeinsam mit Fortum wolle man nun "neue Wege einer engeren Kooperation verfolgen", kündigt Toumela an.

Unter Uniper-Beschäftigten drängt sich der Eindruck auf, dass der finnische Mutterkonzern seine Düsseldorfer Tochter fortan enger an die Leine nehmen will. Immerhin betont der neue Uniper-Chef Maubach, dass die bestehenden Sozialverträge "von den Vorstandsveränderungen nicht betroffen" seien. Seit vorigem Jahr sichert ein Tarifvertrag die Beschäftigten von Uniper bis mindestens 2026 ab. Zudem hat Fortum versprochen, wenigstens in diesem Jahr noch keinen Beherrschungsvertrag mit Uniper anzustreben - und auch noch keine verbliebenen Aktionäre aus dem Unternehmen heraus zu drängen. "Für die Zeit danach ist noch keine Entscheidung gefallen", betont der finnische Konzern jedoch.

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