Energieprojekt:Sparen lernen

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Energiefressern auf der Spur: Der Bund fördert das Projekt. (Foto: Bloomberg)

Der Bund verlängert ein Projekt, das die Energiekosten für arme Haushalte senken soll.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Mit Kaffee kennt sich Dieter Düwel aus. Wenn er wieder irgendwo im Berliner Stadtteil Neukölln den Durchlauferhitzer angeschaut hat, wenn er die Stromrechnung und den Wasserverbrauch der Dusche kontrolliert hat, dann bleibt Düwel gern noch auf einen Kaffee. "Oder türkischen Mokka", sagt der Berliner, "mit sehr süßem Gebäck". Denn Düwel ist "Energiesparhelfer", da kommt man rum. In 130 Neuköllner Haushalten ist er nach eigenen Angaben schon tätig geworden. Und glaubt man der Statistik, dann hat jeder Einzelne davon 156 Euro gespart, an Strom- und Wärmekosten. Da hat er sich den Kaffee aber mehr als verdient.

Seit 2009 gibt es diese "Stromspar-Checks". Caritas und Energieagenturen schicken die Sparhelfer dafür los, sie sollen einkommensschwachen Haushalten zeigen, wo Geld und Energie sinnlos verschwinden. Insgesamt 230 000 Haushalte sind mittlerweile schon beraten worden, erhielten je nach Bedarf abschaltbare Steckerleisten oder sparsame Duschköpfe. Knapp 5000 davon lösten obendrein einen Gutschein ein, mit dem sie 150 Euro Zuschuss für einen neuen Kühlschrank erhielten. Einzige Bedingung: Das neue Gerät muss das Effizienzlabel A+++ tragen, also mit besonders wenig Energie auskommen. Im Durchschnitt 380 Kilowattstunden lassen sich so nach Zahlen der Stromspar-Initiative je Haushalt einsparen. Bei Strompreisen zwischen 25 und 30 Cent je Kilowattstunde macht allein das um die 100 Euro Einsparung aus - im Jahr.

as Bundesumweltministerium, das die Initiative förderte, will deshalb weitermachen. Am Montag überreichte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Caritas und Energieagenturen einen symbolischen Förderbescheid, bestehend aus einem Energiespar-Starterpaket, wie es auch Haushalte erhalten. "So wird ein dauerhaftes Projekt draus", schwärmte Hendricks. "Es verbindet auf ideale Weise Klimaschutz und sozialpolitische Aspekte."

Und das hängt nicht nur damit zusammen, dass ärmere Haushalte so weniger für Energie hinblättern müssen - sondern auch mit Düwels Kaffee nach getaner Arbeit. Denn durch die Beratung erhielten die Sparhelfer auch Zugang zu Haushalten, die nicht nur mit dem Stromverbrauch Probleme haben. "Das ist eine Art niedrigschwellige Sozialarbeit", sagt Ulrike Kostka, Caritas-Direktorin in Berlin. Die eingesetzten Helfer wiederum sind größtenteils Langzeitarbeitslose, die so in den sogenannten "ersten Arbeitsmarkt" zurückfinden sollen. Düwel etwa war einmal Elektroverkäufer, ehe er arbeitslos wurde. Jetzt fahndet er nach Verschwendung.

30 Millionen Euro hat der Bund seit 2009 in das Projekt gesteckt, weitere 30 Millionen kommen nun bis 2019 hinzu. Vermehrt sollen sich nach dem Willen der Beteiligten auch Kommunen daran beteiligen. Da diese im Falle von Hartz-IV-Empfängern auch die Kosten der Unterkunft zu tragen haben, könnten sie von Einsparungen schließlich auch profitieren, kalkuliert das Ministerium. "Unser Ziel ist es, weitere 125 000 Haushalte zu erreichen", sagt Michael Geißler, Chef des Energieagenturen-Dachverbands EAD - und das dauerhaft: Die Energiekosten lägen bei den meisten Haushalten auch Jahre nach dem ersten Besuch der Helfer noch deutlich niedriger als vorher.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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