Hannover/Borkum (dpa/lni) - Die geplante Plattform für Erdgasförderung vor Borkum kann mit Strom aus einem Windpark versorgt werden. Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat eine bestehende Genehmigung zur Verlegung eines Seekabels in geänderter Fassung bestätigt, wie der Niedersächsische Landesbetrieb mitteilte. Nach Angaben eines Sprechers des Umweltministeriums in Hannover kann das Kabel damit verlegt werden. Umweltschützer kritisierten die Verlegung, denn dadurch könnten Lebensräume am Meeresboden zerstört werden.
Teil der geänderten Fassung ist laut Ministerium eine deutlich erhöhte Ersatzzahlung für die Beeinträchtigung der Biotope. Eine konkrete Summe wurde zunächst nicht genannt. Zudem wurde demnach zum Schutz der Riffe der Einsatz von Fräsen untersagt und eine schonende Verlegetechnik vorgeschrieben. Felsen und Steine, die für die Kabeltrasse verschoben werden, müssen im Nahbereich bleiben, damit dort neue Riffbiotope entstehen können.
Das Ministerium betonte, dass die Frage, ob die Gasförderung im deutschen Gebietsteil mit dem Umweltrecht vereinbar ist, kein Bestandteil des Genehmigungsverfahrens des Seekabels gewesen und ausdrücklich nicht geklärt worden sei.
Erdgas soll in diesem Jahr gefördert werden
Das niederländische Energieunternehmen One-Dyas plant, noch 2024 aus einem Feld vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) Erdgas zu fördern. Gefördert werden soll sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten, nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Für die Erdgasförderung sind Genehmigungen der Niederlande und Deutschland erforderlich. Das höchste Gericht der Niederlande gab dafür kürzlich grundsätzlich grünes Licht. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren noch beim Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).
Seit einigen Wochen gab es auch Streit um das Stromkabel durch deutsche Gewässer, das die künftige Bohrplattform mit grüner Windenergie vom benachbarten Offshore-Windpark Riffgat versorgen soll. Der NLWKN hatte das Kabel bereits 2022 genehmigt.
Umweltschutzverbände kündigen weitere rechtliche Schritte an
Mehrere Umweltschutzverbände, darunter die Deutsche Umwelthilfe, legten dagegen Widerspruch ein, da das Kabel aus ihrer Sicht schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen zerschneiden würde. Sie kündigten am Freitag weitere rechtliche Schritte an.
Der Energiekonzern One-Dyas forderte in einem kürzlich von der Umwelthilfe veröffentlichten Schreiben vom 5. Juli an die Landesregierung insbesondere bei dem Stromkabel zügig eine Entscheidung. Die Installationsarbeiten auf niederländischer und deutscher Seite seien eng miteinander verbunden, hieß es in dem Schreiben. Durch die Versorgung der Bohrplattform mit Windenergie sollen laut One-Dyas bei der Erdgasförderung fast keine Schadstoffemissionen entstehen.
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