Energiepolitik:Strom-Autobahnen werden erheblich teurer

Protest gegen Suedlink

Die neuen Stromleitungen sind nötig, um wachsende Mengen an Windstrom von der Nordsee und aus Ostdeutschland Richtung Süden zu transportieren.

(Foto: dpa)
  • Die Kosten für die Erdkabel dürften dreimal so hoch ausfallen wie die ursprünglich vorgesehene oberirdische Variante.
  • Die "Suedlink"-Trasse soll nun östlich von Kassel nach Bayern und Baden-Württemberg führen und damit deutlich östlicher als bisher geplant.
  • Die "Suedost"-Trasse, die von Sachsen-Anhalt aus Richtung Landshut verlaufen soll, würde demnach das Fichtelgebirge umgehen.

Von Christian Sebald

Nach jahrelangem Streit über Stromtrassen von Nord nach Süd gibt es nun erstmals Pläne für konkrete Erdkabel-Korridore. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung legten die Netzbetreiber sie am Sonntag dem bayerischen Wirtschaftsministerium vor - die Kosten dürften dreimal so hoch ausfallen wie die ursprünglich vorgesehene oberirdische Variante.

Die umstrittene "Suedlink"-Trasse soll nun östlich von Kassel nach Bayern und Baden-Württemberg führen und damit deutlich östlicher als bisher geplant. Die "Suedost"-Trasse, die von Sachsen-Anhalt aus Richtung Landshut verlaufen soll, würde demnach das Fichtelgebirge umgehen. Die ursprüngliche Überlegung, sie womöglich als Freileitung durch das Fichtelgebirge zu führen, hatte in der Region für Entrüstung gesorgt. Stattdessen sollen die Leitungen nun unter der Erde laufen.

Die Leitungen sind nötig, um wachsende Mengen an Windstrom von der Nordsee und aus Ostdeutschland Richtung Süden zu transportieren, das bestehende Netz reicht dafür nicht aus. Allerdings hatten bisherige Pläne für die neuen Leitungen vielerorts Bürgerinitiativen auf den Plan gerufen, sie fürchteten "Monstermasten" und eine verschandelte Landschaft. Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte sich auf die Seite der Kritiker geschlagen. Der Versuch, die Gegner in die Planungen einzubeziehen und so noch Frieden zu schließen, scheiterte.

Das soll mit dem neuen Anlauf besser werden. So sind auch die nun vorliegenden Korridore nur grobe Verläufe. Sie sind jeweils rund 1000 Meter breit. Wo die Leitungen im Einzelfall verlaufen, lässt sich damit noch variieren, etwa mit Blick auf Einwände aus der Bevölkerung. Auch schlagen die Netzbetreiber für die Trassen Alternativen vor, die sich auf verschiedene Arten kombinieren lassen. So sieht die Südost-Leitung eine Variante östlich und eine westlich des Fichtelgebirges vor. Die "Suedlink"-Trasse, die an zwei verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein startet, könnte demnach westlich oder östlich von Hannover laufen, ebenso westlich oder östlich der Rhön.

Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Abzweigung Richtung Baden-Württemberg - eine Hälfte der Leitung soll bis nach Großgartach führen, nicht weit vom Atomkraftwerk Neckarwestheim. Ziel sei es, die beiden "Suedlink"-Stränge so weit wie möglich zusammen verlaufen zu lassen, heißt es im bayerischen Wirtschaftsministerium. Mit insgesamt vier Gigawatt sollen sie in Zukunft so viel Strom transportieren, wie vier Atomkraftwerke zusammen erzeugen.

Solange sie Felder und Wiesen durchqueren, dürften die Erdkabel kaum sichtbar sein. Schwieriger wird es in Wäldern: Hier müssen Schneisen geschlagen werden. Auch ist es aufwendiger, die Kabel unter der Erde zu verlegen. Ursprünglich sollten die Leitungen 2022 fertig sein, wenn in Süddeutschland die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Nach derzeitiger Planung soll der Bau nun 2025 abgeschlossen sein.

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