Süddeutsche Zeitung

Energiekonzerne:Klage gegen den Milliardentausch

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Stadtwerke gehen dagegen vor, dass Eon und RWE den Markt neu unter sich aufgeteilt haben.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Es war das Ende einer Rivalität: Deutschlands größte Energiekonzerne haben ihre Geschäfte 2019 neu unter sich verteilt. Eon übernahm Netze und Vertrieb der RWE-Tochter Innogy, verkauft seither Strom und Gas an 50 Millionen Kunden in Europa. Im Gegenzug gingen Wind- und Solarparks von Eon an RWE; der Konzern ist zum reinen Erzeuger geworden. Die EU hat den Tausch unter Auflagen genehmigt.

Einige Konkurrenten ärgert das so sehr, dass sie ein zweites Mal vor dem Gericht der Europäischen Union gegen die Freigabe klagen. Das teilen Mainova aus Frankfurt, Naturstrom aus Düsseldorf sowie neun weitere Stadtwerke mit. Ihre erste, bislang noch nicht verhandelte Klage stellte voriges Jahr auf die Vormachtstellung von RWE unter Erzeugern ab. Nun monieren die Kläger die Position des Netz- und Vertriebsriesen Eon: Der Konzern habe "immense Vorteile" ob seiner vielen Kunden, des enormen Netzbesitzes und der starken Einkaufsmacht, so Mainova-Chef Constantin Alsheimer. Dies schade dem Wettbewerb und damit auch Strom- und Gaskunden, so die klagenden Stadtwerke.

Eon reagiert gelassen auf die neuerliche Fehde. "Wir schätzen die Freigaben der Europäischen Kommission als grundsolide ein", sagt ein Sprecher. Denn die Behörde habe den Tausch sorgfältig und intensiv geprüft. "Wir gehen davon aus, dass diese Freigaben Bestand haben werden." Tatsächlich sind in der Vergangenheit viele Klagen gegen Fusionsgenehmigungen der EU gescheitert. Der Rechtsstreit hat die Konzerne bislang auch nicht davon abgehalten, ihre jeweils neuen Geschäftsfelder zu integrieren.

Eon-Chef Johannes Teyssen argumentierte stets, dass der Wettbewerb um Strom- und Gaskunden auch nach der Übernahme von Innogy intensiv bleibe. Stromkunden etwa könnten überall in Deutschland aus mindestens 100 Anbietern wählen. Und die Verteilnetze von Eon sind ein reguliertes Geschäft: Firmen bewerben sich auf Konzessionen, um ein regionales Netz einige Jahre lang betreiben zu dürfen; danach wird neu ausgeschrieben.

Aus Sicht von Aktionären wirft das Netzgeschäft zwar planbare Gewinne ab. Allerdings achten Regulierer darauf, dass Profite nicht überborden. Zudem stehen Netzbetreibern Milliardeninvestitionen bevor, da der Strombedarf künftig steigen dürfte, wenn beispielsweise mehr und mehr Autos batteriebetrieben fahren oder Wärmepumpen Häuser heizen.

An der Börse dümpelt der Eon-Aktienkurs zumeist zwischen acht und zehn Euro, seitdem der Konzern den Tausch angekündigt und vollzogen hat. Der RWE-Kurs hingegen hat sich in derselben Zeit fast verdoppelt, von 18 auf gut 35 Euro, vor allem aufgrund des internationalen Wachstums mit Ökostromanlagen.

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Quelle:
SZ vom 02.02.2021
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