Energiekonzern:Eon gibt Atomenergie, Kohle und Gas auf

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Das von Eon betriebene Kohlekraftwerk Staudinger in Hessen (Foto: dpa)

Radikale Kehrtwende: Einer der größten Energiekonzerne Deutschlands will sich in Zukunft auf erneuerbare Energien konzentrieren. Das Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung will Eon loswerden. Für die Firma in der heutigen Form gebe es keine Zukunft mehr.

Von Markus Balser, Berlin

Der hoch verschuldete Energiekonzern Eon greift unter dem Druck der Energiewende zu radikalen Maßnahmen. Das Unternehmen steigt aus dem Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung und Atomkraft sowie dem Energiehandel und der Förderung von Rohstoffen komplett aus. Künftig werde sich Eon auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren, hieß es am späten Sonntagabend in einer Mitteilung des Konzerns, die nach einer Aufsichtsratssitzung verbreitet wurde.

Der intern unter höchster Geheimhaltung geplante Umbau gilt als Paukenschlag. Kein anderer Energiekonzern in Europa hat sich bislang so radikal vom Geschäft mit fossilen und nuklearen Kraftwerken getrennt. Mit der neuen Strategie spaltet sich Eon faktisch in zwei Teile auf: Sein Kraftwerksgeschäft gibt der Konzern im Jahr 2016 mehrheitlich an die eigenen Aktionäre ab. Den verbleibenden Minderheitsanteil dieser neuen Firma will Eon dann mittelfristig über die Börse verkaufen. "Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte, technische Innovationen und wachsende, individuellere Kundenerwartungen erfordern einen mutigen Neuanfang", sagte Konzernchef Johannes Teyssen.

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Eon brechen wie auch den deutschen und europäischen Konkurrenten die Geschäfte weg. Der rasante Ausbau grüner Energien lässt Kraftwerke immer häufiger stillstehen. Der Fortschritt der Energiewende macht in den kommenden Jahren Dutzende überflüssig. Für die Firma in der heutigen Form sieht der Konzern auch deshalb keine Zukunft mehr. "Beide Ansätze unterscheiden sich so grundlegend voneinander, dass die Fokussierung in zwei getrennten Unternehmen die besten Zukunftsperspektiven bietet", sagte Johannes Teyssen. Der verbleibende Teil von Eon wird mit 40 000 Beschäftigten nur noch halb so viele Mitarbeiter haben wie der Gesamtkonzern heute.

Sorge um die Milliardenrückstellungen für den Atomausstieg

In der deutschen Politik dürfte die Nachricht für Unruhe sorgen. Denn die Milliardenrückstellungen, die der Konzern für den Atomausstieg bilden musste - Geld, das für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Suche nach einem geeigneten Endlager eingesetzt werden soll -, gehen in die neue Gesellschaft mit ungewisser Zukunft über. "Die bestehenden Rückstellungen für Rückbau und Entsorgung kerntechnischer und konventioneller Anlagen werden durch die bilanzielle Ausstattung der neuen Gesellschaft in vollem Umfang abgedeckt", teilte Eon zwar mit. Kritiker meldeten aber bereits am Sonntagabend Zweifel an, ob die Mittel angesichts der Krise im Kraftwerksgeschäft in einigen Jahren noch zur Verfügung stehen.

Im laufenden Jahr reißt die Krise den Konzern erneut tief in die roten Zahlen. Wertberichtigungen insbesondere bei den südeuropäischen Geschäften und Kraftwerken von 4,5 Milliarden Euro werden zu einem "erheblichen Konzernfehlbetrag im Geschäftsjahr 2014 führen", hieß es in der Mitteilung weiter. Eon schiebt einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her.

© SZ vom 01.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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