Energiebranche: Teldafax:Kassieren ist ein Klacks

Bayer Leverkusens Trikotsponsor Teldafax stand vor der Pleite, dann kam ein geheimnisvoller Russe als Retter. Jetzt verkauft die Firma Strom teurer als bisher - und erregt den Unmut von Verbraucherschützern.

Hans-Willy Bein

Klaus Bath hat in seinem Leben schon manches kleine und große Feuer gelöscht. Er startete in Berlin als Feuerwehrmann ins Berufsleben, ehe er 2003 zunächst als Vertriebsleiter in die Telekommunikations- und Energiebranche wechselte und schließlich beim Strom- und Gasanbieter Teldafax in Troisdorf bei Köln Chef wurde.

Borussia Dortmund v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Der Energieanbieter Teldafax, Trikotsponsor von Bayer Leverkusen (im Bild Michael Ballack), ändert seine Tarifstruktur.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schnell stellte der ehemalige Oberbrandmeister "große Parallelen" zwischen seiner früheren Tätigkeit und der Leitung eines Unternehmens fest, wie er heute sagt. Dabei waren damals die großen Brände bei Teldafax noch gar nicht ausgebrochen. Der Energieversorger mit 760.000 Kunden machte Verlust und geriet 2009 zeitweise an den Rand der Pleite. Bei den Staatsanwaltschaften gingen im vergangenen Jahr Anzeigen wegen Insolvenzverschleppung ein; Abnehmer, die Strom auf Vorkasse bestellt hatten, fürchteten um ihr Geld.

"Ohne den neuen Investor hätten wir die Situation nicht bewältigt", sagte der Teldafax-Chef am Mittwochabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Der neue Eigentümer, ein russisches Unternehmen, habe Betriebsmittelkredite "in nicht unerheblicher Höhe" bereitgestellt, so dass genug Geld da sei. Wer der Investor ist, das darf Bath nach eigenen Angaben immer noch nicht sagen. Die Russen wollten es so. Auch zu den Gründen für die Geheimniskrämerei gibt Bath keine Auskunft.

Verbraucherschützer sehen das Unternehmen weiterhin kritisch. Immerhin einen Stein des Anstoßes hat Teldafax aber mittlerweile beseitigt: die Vorkasse-Modelle, bei denen Kunden teilweise Zahlungen für eine Jahreslieferung im Voraus leisteten. Verbraucherschützer hatten das immer wieder bemängelt. Seit Anfang des Jahres verzichtet Teldafax bei Neukunden auf Vorkasse.

Der Energieanbieter orientiert sich mit seinen Preisen am Grundtarif des örtlichen Versorgers, meist also des jeweiligen Stadtwerkes. Der Basistarif von Teldafax liegt immer ein Cent unter dem Stadtwerke-Grundtarif. Gleichzeitig gibt es Sondertarife mit höheren Rabatten.

Teldafax steht damit bei den Tarifübersichten der Internet-Verbraucherportale nicht mehr auf den vorderen Plätzen. Bei einer Abnahme von 4600 Kilowattstunden Strom im Jahr, der Durchschnitt unter Teldafax-Kunden, ließen sich mit dem Basistarif in jedem Fall 46 Euro sparen, sagte der Manager. Bath räumte aber ein, dass auch die Stadtwerke Rabatte gegenüber ihrem Grundtarif anbieten und Teldafax damit nicht automatisch günstiger ist.

Der Traum von der "ersten Energieliga"

Auch nach der Abkehr von Vorkasse-Modellen sehen Verbraucherschützer bei Teldafax noch einiges im Argen. Es gebe viele Beschwerden, berichtet Jürgen Schröder von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Die Kunden bekommen auf ihre Fragen keine Antworten, und auch wir warten noch auf Aufklärung einer Reihe von Sachverhalten", sagt der Jurist.

Die Organisation bemängelt vor allem die Umstellung vom Lastschrifteinzugsverfahren auf ein Überweisungsverfahren. Ein Nachteil für die Kunden: Per Lastschrift eingezogene Beträge können bis zu sechs Wochen bei der Bank kostenlos zurückgebucht werden, bei Überweisungen geht das nicht.

Die zahlreichen Negativschlagzeilen haben die Geschäfte des Unternehmens aber offenbar nicht gebremst. Von Oktober bis Dezember habe Teldafax jeden Monat 50.000 Kunden gewonnen, sagt Bath. Auf annähernd 600.000 Strom- und mehr als 160.000 Gasabnehmer beziffert er die Zahl der Abnehmer. 500 Millionen Euro setzte Teldafax 2010 um, schrieb aber weiter rote Zahlen. Wie hoch die Verluste der vergangenen Jahre waren, wird nicht gesagt. Testierte Jahresabschlüsse gibt es seit 2008 nicht.

Der Wirtschaftsplan sieht für 2011 Gewinne vor. Mit der Kundenakquise wolle Teldafax künftig langsamer vorangehen, damit Vertriebs- und Serviceabteilungen mit dem Wachstum besser Schritt hielten, sagte Bath. Zudem soll die Zahl der Mitarbeiter in Troisdorf und Berlin aufgestockt werden. "Wir wollen deutlich in die Kundenbindung investieren und massiv am Service arbeiten", kündigte er an.

Teldafax wolle nicht nur zusehen, wie der Werbepartner Bayer Leverkusen Erfolge in der Fußballbundesliga einfahre, sondern selbst in der "ersten Energieliga" spielen.

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