Energie - Wiesbaden:Hessen stockt Förderung für energetische Sanierungen auf

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Der hessische Wirtschaftsminister, Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Undichte Fenster, alte Gas- und Ölheizungen oder schlechte Wärmedämmung: Ältere Häuser sind oft unzureichend isoliert, Wärme entweicht. So verpufft viel Energie wirkungslos. Mehr als 80 Prozent des Energieverbrauchs in hessischen Privathaushalten gehen nach Angaben des Energieministeriums aufs Heizen zurück. "Das bedeutet, dass sehr viele Menschen zum Fenster rausheizen. Das wollen wir ändern", sagte Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bei der Vorstellung eines neuen Sonderprogramms für energetische Sanierungen am Donnerstag in Wiesbaden.

Mit dem 25 Millionen Euro umfassenden sogenannten "Sonderprogramm für Eigenheime" will die Landesregierung energieeffiziente Modernisierungen von Wohngebäuden beschleunigen. "Man muss zuallererst versuchen einzusparen, danach das, was man noch braucht, möglichst effizient erzeugen und dies dann auch erneuerbar", sagte Al-Wazir. "Deswegen ist die Wärmewende so wichtig." Ziel der neuen Maßnahmen sei, die Sanierungsquote von Wohngebäuden in Hessen bis 2025 von einem auf zwei Prozent im Jahr zu verdoppeln.

Um die bundesweiten Klimaschutzziele zu erreichen, sei die Wärmewende entscheidend, sagte der Bereichsleiter für Energieeffiziente Gebäude der Deutschen Energie-Agentur, Christian Stolte. "Es geht einmal um den Gebäudeneubau, da sind wir schon relativ gut, weil die neu gebauten Gebäude heute aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und der attraktiven Förderung schon relativ energieeffizient gebaut werden." Die großen Potenziale lägen beim Gebäudebestand, da "viele Gebäude noch nicht ausreichend energieeffizient sind und entsprechend saniert werden müssen", sagte Stolte. Auf den Gebäudesektor seien ungefähr 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen zurückzuführen. "Es wird immer relativ viel über die Energieerzeugung als solches und auch über Bereiche wie die Mobilität gesprochen, aber über Gebäude noch relativ wenig."

Nach Angaben des Ministeriums stellt das Land Hessen bereits jetzt jährlich rund 24 Millionen Euro bereit, um Investitionen in energetische Sanierungen zu fördern. Richteten sich diese Fördermittel bisher hauptsächlich an Kommunen, sollen mit dem neuen Programm bis 2022 insgesamt weitere 25 Millionen Euro für die Sanierung von privaten Wohngebäuden hinzukommen. "Wir stocken mit Landesmitteln die Förderung des Bundes auf, um die Investitionen in eine Modernisierung noch attraktiver zu machen", sagte Al-Wazir.

Damit sollen künftig bis zu 50 Prozent der Kosten für Wärmedämmung, neue Fenster, Heizungen oder Lüftungsanlagen übernommen werden. Ergänzt werde das Programm unter anderem durch Beratungsangebote der hessischen Landesenergieagentur (LEA). Zusammen mit der Agentur habe das Ministerium eine Energieberatung gestartet. "Das Prinzip ist einfach", sagte LEA-Geschäftsführer Karsten McGovern. "Wir bringen die Energieberatung direkt in die Kommunen - und zwar kostenfrei."

Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur kam Deutschland im Jahr 1990 auf rund 210 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich. Aktuell seien es rund 120 Millionen Tonnen. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsse der jährliche Ausstoß bis 2030 jedoch auf 70 Millionen Tonnen gesenkt werden. Zwar seien schon Fortschritte gemacht worden, "man muss aber ehrlicherweise sagen, dass viele der Einsparungen schon in den 1990er oder 2000er Jahren erreicht wurden, in den letzten zehn Jahren kam es eher zur Stagnation", sagte Stolte.

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