Süddeutsche Zeitung

Unternehmen:Energiekonzern Uniper ruft nach Staatshilfe

Die hohen Gaspreise bringen das Unternehmen in Nöte. Es kippt seine Prognose für das laufende Jahr

Der Energiekonzern Uniper geht wegen der Gaskrise in die Knie und ruft nach Hilfe vom Staat. Der Versorger nahm am Mittwochabend seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 zurück. Die Geschäftsentwicklung habe sich durch den Krieg in der Ukraine und die in der Folge stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland spürbar verschlechtert, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. "Daher sprechen wir jetzt mit der Bundesregierung erneut über Stabilisierungsmaßnahmen, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kommen wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital."

Uniper entstand durch die Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung aus Kohle und Gas sowie des globalen Energiehandels vom Energiekonzern Eon. Seit März 2020 gehört Uniper mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum. Das Unternehmen beschäftigt rund 11 800 Mitarbeiter in über 40 Ländern. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter ist in Deutschland beschäftigt.

Uniper ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom. Die Düsseldorfer spielen auch mit ihren Gasspeichern eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands im Winter und bei den Bemühungen der Bundesregierung, Deutschland unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen.

"Uniper erhält seit 14. Juni lediglich 40 Prozent seiner vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom", erklärte Finanzchefin Tiina Tuomela. Man müsse Stand heute davon ausgehen, dass das bereinigte Ebit und der bereinigte Jahresüberschuss für das erste Halbjahr 2022 deutlich unter Vorjahr liegen werden. "Dies ist eindeutig eine Folge der Gaslieferbeschränkungen durch Gazprom, deren Ausmaß und Dauer aktuell nicht abzusehen sind. Daher nehme Uniper die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zurück und gebe bis auf Weiteres keinen neuen Ausblick. Das Unternehmen geht davon aus, dass im Falle der Feststellung und Bekanntgabe der Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur die derzeitigen Belastungen teilweise an die Kunden weitergegeben werden können.

Uniper habe bereits Ende 2021 durch die gestiegenen Preise einen deutlich höheren Liquiditätsbedarf gehabt, sagte Maubach. "Um diesem zu begegnen, hatten wir bereits unsere Kreditlinien erweitert und unter anderem eine Fazilität der staatlichen KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro erhalten, die wir bis heute nicht in Anspruch genommen haben." Uniper prüfe, wie die Liquidität weiter gesichert werden könne. Die Uniper-Aktie verlor nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schlusskurs mehr als fünf Prozent.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5611792
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/Reuters/dpa/ma
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.