Süddeutsche Zeitung

Energie:Spannung bis in die Spitze

Der erste Blick täuscht, denn bei den Stromkonzernen läuft es längst nicht mehr rund. Die Energiebranche steht vor gewaltigen Herausforderungen.

Markus Balser

Die Chefetagen deutscher Energiekonzerne haben, so scheint es, allen Grund für gute Laune. Nach der Bundestagswahl erklärten sie sich zum eigentlichen Sieger. Union und FDP hatten schließlich längere Atomlaufzeiten versprochen. Während Auto- oder Stahlkonzerne in der Krise Tausende Stellen streichen, läuft das Geschäft von RWE, Eon, EnBW und Vattenfall stabil. RWE-Chef Jürgen Großmann versprach in der tiefen Rezession gar wachsende Gewinne. Konkurrent Eon sieht Risiken, erwartet aber elf Milliarden Euro Gewinn - darauf können Manager anderer Branchen nur mit Neid schauen.

Auf den ersten Blick scheint die Welt der Branche in Ordnung. Wenn mit Eon, RWE und EnBW in der neuen Woche gleich drei der großen vier Energiekonzerne ihre neue Quartalsbilanz vorlegen, sind Einbrüche nicht zu erwarten. Doch auf den zweiten Blick wird klar: Längst läuft es nicht mehr rund in den Konzernzentralen in Essen, Düsseldorf, Karlsruhe und Berlin. Die Unternehmen stehen vor schwierigen Jahren.

Da sind lästige Führungsquerelen. RWE-Chef Jürgen Großmann geriet zuletzt wegen fragwürdiger Projekte in die Kritik. Vor wenigen Tagen erst musste er das umstrittene Atomkraftwerk im bulgarischen Belene beerdigen.

Schwerer noch wiegt der Druck der Politik. Längere Atomlaufzeiten will sich die neue Bundesregierung plötzlich teuer bezahlen lassen und droht indirekt gar mit der Zerschlagung von Unternehmen bei zu großer Marktmacht. Gleichzeitig haben die Konzerne beim nachhaltigen Umbau Nachholbedarf und müssen Milliarden investieren. Die Energiebranche steht vor gewaltigen Herausforderungen, die gute Zahlen in den Schatten stellen.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2009/mel
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