Energie - Großpösna:Vorschläge für Forschungszentren werden gesucht

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Großpösna (dpa/sn) - Bei der geplanten Ansiedlung von zwei großen Forschungszentren in den beiden ostdeutschen Kohlerevieren werden in diesem Jahr entscheidende Weichen gestellt. Bis Ende März werden in einem Wettbewerb Vorschläge aus dem In- und Ausland gesucht, wie Falk Lange, Sprecher des Wissenschaftsministeriums in Dresden, sagte.

Die beiden Großforschungszentren in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier sollen sich zukunftsträchtigen Themen widmen und langfristig nach dem Kohle-Aus für Jobwachstum in den Regionen sorgen. Dafür investieren Bund und Land 340 Millionen Euro jährlich.

Wer sich an dem Ideenwettbewerb beteiligt, ist noch weitgehend offen. Zwar hatte Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) mehrfach von der Ansiedlung zweier Helmholtz-Zentren gesprochen, doch so eng soll der Wettbewerb gar nicht gefasst sein. "Das sind praktisch zwei weiße Blätter", sagte Gemkow der Deutschen Presse-Agantur. Jeder mit einer guten Idee könne sich bewerben - also Forschungsgemeinschaften, Hochschulen und selbst Einzelpersonen mit visionären Vorhaben.

Am weitesten fortgeschritten ist derzeit wohl der Vorschlag des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UfZ) in Leipzig. Es will "CLAIRE" ins Rennen schicken, ein neues Forschungszentrum, das sich Innovationen zum Klimawandel und zur Klimaanpassung widmet. Die Abkürzung "CLAIRE" steht für Climate Action and Innovation - Research & Engeneering.

UfZ-Geschäftsführer Prof. Georg Teutsch rechnet damit, dass 1500 bis 2000 Arbeitsplätze pro Region entstehen könnten. "340 Millionen Euro pro Jahr für die beiden Großforschungszentren plus jeweils noch Drittmittel - das ist schon eine gewaltige Summe", sagte er.

Auch einen Standort für das neue Forschungszentrum hat das UfZ schon ins Auge gefasst: die Magdeborner Halbinsel im Störmthaler See, einem gefluteten Tagebau-Restloch. Die Gemeinde Großpösna, der das Areal gehört, unterstützt die Bewerbung und hat schon die ersten Schritte für ein B-Plan-Verfahren unternommen.

In Leipzig gibt es eine Reihe von Forschungseinrichtungen, die sich im weitesten Sinne mit Umwelt-Zukunftsfragen beschäftigen: Neben dem UfZ zählen dazu das Biomasseforschungszentrum und der Verbund iDiv, der sich der Biodiversität widmet. "Wenn es gelingt, ein weiteres Großforschungszentrum nach Leipzig zu holen, dann ist Leipzig auf der Europakarte auf dem Gebiet die Nummer Eins", sagte Teutsch.

Das UfZ wird für seine Bewerbung auf jeden Fall Konkurrenz bekommen. Auch die Universität Leipzig hat bereits angekündigt, ein Konzept einreichen zu wollen. "Das Ziel muss es sein, für mehr Wachstum und Wohlstand in der gesamten Region zu sorgen und nicht zuletzt den Wissenschaftsstandort Leipzig einen weiteren großen Schritt nach vorn zu bringen, und da haben wir als Universität natürlich den Anspruch, mitzugestalten", erklärte Rektorin Beate Schücking.

Mindestens einen Antrag wolle die Uni Leipzig selbst einreichen, sich aber möglicherweise auch an Vorschlägen anderer Institutionen beteiligen. "Es ist noch zu früh, konkrete Themen zu nennen, aber Themenbereiche, in denen die Universität exzellent arbeitet und die auch in einem neuen Großforschungszentrum eine entscheidende Rolle spielen können, sind zum Beispiel Umwelt, Klima und Medizin", so Schücking.

Weniger konkret als für die Leipziger Region sind bisher die Vorschläge für die Lausitz. Im Gespräch war etwa, dass das dortige Großforschungszentrum sich mit Medizintechnik beschäftigen könnte. Wer sich dort bewirbt, ist allerdings noch offen.

Fest steht dafür der weitere Fahrplan für die Ansiedlungen: An den Ideenwettbewerb soll sich eine Phase anschließen, in der aus den ersten Skizzen für die Großforschungszentren ausgefeiltere Konzepte werden. Ende 2022 soll dann feststehen, was an welchem Standort 2023 gegründet werden kann.

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