Energie:Die schlaue Ladesäule

E.ON Zentrale

Vor der Eon-Zentrale in Essen hat die junge Firma Grid X ein System aufgebaut, das Strom möglichst intelligent vor Ort verteilen soll.

(Foto: Marcel Kusch/dpa)

Eon übernimmt ein Start-up, das Netze optimieren soll: etwa für Elektroautos.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Ob die Technik der neuen Tochter funktioniert, kann Eon vor der eigenen Zentrale in Essen überprüfen. Dort hat das Start-up Grid X ein Energiemanagementsystem aufgebaut. Das soll dazu beitragen, Elektroautos auf dem Parkplatz intelligent zu laden: Wenn das gläserne Bürogebäude wenig Strom benötigt, dann lässt das System mehr Batterien gleichzeitig "tanken" - oder mit höherer Leistung. All das freilich auch umgekehrt. Und "nahezu in Echtzeit", wie Eon betont.

Die Technik scheint es Deutschlands größten Energieversorger derart angetan zu haben, dass er nun die Mehrheit an Grid X übernimmt. Das hat Eon mitgeteilt. Denn allmählich steigt die Zahl der E-Autos hierzulande - und damit auch die Nachfrage nach schlauen Ladesystemen. Idealerweise sollten ja möglichst viele Akkus laden, wenn viel Ökostrom verfügbar ist: etwa in stürmischen Nachtstunden oder an sonnigen Wochenendtagen.

Grid X ist eines der vielen Start-ups, die der Hochschulstandort Aachen hervorgebracht hat. Nach der Gründung 2016 fand Grid X mehrere Investoren und bekannte Abnehmer wie den Heizungsbauer Viessmann oder eben Eon. Zuletzt erwirtschaftete Grid X mit etwa 70 Beschäftigten einen Jahresumsatz von einigen Millionen Euro. Zu finanziellen Details der Übernahme will Eon keine Aussage treffen. Einzig die Grid-X-Gründer David Balensiefen und Andreas Booke sollen als Minderheitseigentümer an der Firma beteiligt bleiben.

Eon komme mit der neuen Tochter auf dem Weg "in die dezentrale und vor allem digitale Energiewelt" voran, sagt Strategiechef Thomas Birr. Statt großer Kohle- und Atomkraftwerke erzeugen mehr und mehr Windräder und Solarzellen den Strom - mit allen Schwankungen, die damit einhergehen. Allmählich versorgen sich mehr Häuser dank Photovoltaik selbst mit Energie - oder laden besagte E-Autos auf. In Verbindung mit Grid X will Eon vor diesem Hintergrund mehr Energiemanagementsysteme für Häuser oder ganze Quartiere verkaufen.

Der Dax-Konzern hat seinen eigenen Abschied von großen Kraftwerken vor ein paar Jahren weitgehend vollzogen: durch den Verkauf der Tochter Uniper und einen milliardenschweren Tausch mit dem Rivalen RWE. Seitdem ist Eon fast ausschließlich eine Netz- und Vertriebsfirma für Strom und Gas. Vorstandschef Leo Birnbaum bezeichnet Eon als "Infrastruktur-Unternehmen", das mehr und mehr Windräder und Solaranlagen, aber eben auch Ladesäulen ans Netz anschließe.

An der Börse ist Eon gleichwohl weit von Rekorden vergangener Zeiten entfernt. Der Aktienkurs bewegt sich seit einigen Jahren zwischen acht und elf Euro je Anteilsschein. Am Freitag verlor Eon zeitweise knapp ein Prozent an Börsenwert.

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