Energie:BP steigt bei Rosneft aus

Der britische Ölkonzern verkauft seine Beteiligung in Russland - und rechnet deshalb mit 25 Milliarden Dollar Verlust. Der Schritt kam wohl nicht ganz freiwillig.

Von Alexander Mühlauer

In Großbritannien hat eines der größten Unternehmen Fakten geschaffen: Der Energiekonzern BP teilte mit, dass er sich von seinem Anteil am staatlichen russischen Ölunternehmen Rosneft trennt. Es geht dabei um 19,75 Prozent der Rosneft-Aktien, die BP seit 2013 hält. Außerdem geben BP-Chef Bernard Looney und sein Vorgänger Bob Dudley ihre Sitze im Aufsichtsrat des russischen Staatskonzerns mit sofortiger Wirkung ab. Das Kontrollgremium wird von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geleitet. Wegen des Ausstiegs wird BP bis zu 25 Milliarden Dollar abschreiben. Am Montag brach die Aktie zeitweise um mehr als sieben Prozent ein.

Ganz freiwillig erfolgte der Schritt von BP aber offenbar nicht. Bereits am Freitag hatte der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng den BP-Chef zu sich zitiert und offenbar ziemlich Druck gemacht, die Verbindung zu Rosneft zu kappen. Es dauerte dann bis Sonntagabend, da erklärte sich Looney: Die Ereignisse in der Ukraine hätten eine "fundamentale Neuausrichtung" im Verhältnis zwischen BP und Rosneft ausgelöst. Die Priorität liege bei der Sorge um die Menschen in der Region. Die Entscheidung sei auch im langfristigen Interesse des Konzerns.

BP-Chefaufseher Helge Lund bezeichnete den russischen Angriff auf die Ukraine als "Akt der Aggression, der tragische Konsequenzen in der ganzen Region haben wird". BP habe 30 Jahre lang in Russland mit "brillanten russischen Kollegen" zusammengearbeitet, doch der militärische Einsatz stelle eine fundamentale Veränderung dar. Der Vorstand sei daher zu dem Entschluss gekommen, dass die Beteiligung an dem staatseigenen russischen Unternehmen nicht fortgesetzt werden könne. Wirtschaftsminister Kwarteng begrüßte den Schritt. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine müsse "ein Weckruf für britische Unternehmen sein, die Geschäftsinteressen in Putins Russland haben".

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