Energie - Berlin:Netzbetreiber 50Hertz warnt vor Ausbau-Stillstand

Berlin
Stefan Kapferer, Chef des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, spricht. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Der Chef des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, hat vor einem drohenden Stillstand des Windenergie-Ausbaus in der Ostsee ab 2026 gewarnt. "Das wäre ein fatales Signal für die Energiewende und für den Klimaschutz in ganz Europa", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ohne die Nutzung sämtlicher geeigneter Flächen sowohl in der Nordsee als auch in der Ostsee werden wir unsere energiepolitischen Ziele nicht erreichen, und auch die angestrebte Nutzung von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie wäre in Frage gestellt."

Zwar habe die Bundesregierung kürzlich ihr Ausbauziel für Offshore-Windenergie von 20 auf 40 Gigawatt bis zum Jahr 2030 verdoppelt. "Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn eine angemessene Balance zwischen Nordsee- und Ostsee gefunden wird", sagte Kapferer. Doch der aktuelle Flächenentwicklungsplan für die Ostsee sehe nur eine Leistungszunahme um 300 Megawatt bis 2030 vor. Das sei zu wenig.

Vor allem Naturschützer halten den Platz in der Ostsee mit Blick auf weitere Windparkprojekte für ausgeschöpft und warnen vor einem Ausbau. Sie fürchten unter anderem um die Wanderrouten von Zugvögeln und Schweinswalen und sehen eine erhöhte Kollisionsgefahr für Öltransporte per Schiff.

Der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, kritiserte am Montag, dass dem Bau von mehr Windparks in der Ostsee auch militärische Übungsgebiete für Marine und Luftwaffe im Wege stehen. Diese seien "viel zu groß und schränken den Ausbau der Windkraft unnötig ein. Das muss dringend reduziert werden", teilte er mit.

50Hertz und der dänische Netzbetreiber Energinet haben für Dienstag die Einweihung einer Stromverbindung zwischen deutschen und dänischen Windparks angekündigt. Sie soll neben beide Länder, den deutschen Offshore-Windpark Baltik 2 und den dänischen Windpark Kriegers Flak miteinander verbinden. Damit könne Offshore-Windstrom nach Dänemark oder nach Deutschland geleitet und zusätzlich für den grenzüberschreitenden Stromhandel genutzt werden.

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