Es klingt zunächst fast wie eine moderne Geschichte aus dem Robin-Hood-Universum: Tapfere Anwälte setzen sich für die Kleinanleger eines Milliarden-Konzerns ein. Arm gegen Reich also. Der reiche Antagonist? Kein anderer als Multimilliardär Elon Musk, der noch reicher werden will. Es geht um eine milliardenschwere Vergütung, um ein 56-Milliarden-Dollar-Gehaltspaket, das sich Musk genehmigen lassen wollte. Aber die Anwälte schafften es in einem Kampf vor Gericht, die Pläne zu vereiteln, vorerst zumindest.
Doch während Robin Hood die Beute an die Armen und Bedürftigen verteilt hätte, wollen die modernen „Helden in Anzügen“ nun selbst ein Stück vom Kuchen haben. Und zwar nicht zu knapp. Die Rechtsanwälte aus drei Kanzleien verlangen satte sieben Milliarden Dollar an Honoraren, so steht es in Gerichtsdokumenten. Die Summe entspricht einem Stundensatz von rund 370 000 Dollar für jede Arbeitsstunde der 37 beteiligten Anwälte, Mitarbeiter und Rechtspfleger, wie Reuters errechnet hat.
Doch zunächst zurück an den Anfang: 2018 beschloss der Tesla-Vorstand, Elon Musk einen goldenen Aktienkoffer zu überreichen, gefüllt mit so viel Wertpapieren, dass Dagobert Duck vor Neid erblassen würde. Für diverse Zielverwirklichungen erhielt Musk die Chance, nach und nach Aktien im Wert von mehr als einem Zehntel des Eigenkapitals des Unternehmens zu erwerben. In den darauffolgenden Jahren ging der Marktwert von Tesla in die Höhe, von weniger als hundert Milliarden Dollar auf mehr als eine Billion Dollar. Damit erhöhte sich auch der Wert von Musks Aktienpaket sprunghaft. Bis zum Jahr 2021 erhielt Musk somit satte 304 Millionen Aktien im Wert von 56 Milliarden Dollar.
Es ist ein Rekordhonorar, das die Juristen verlangen
Das wollte ein mutiger Tesla-Aktionär, der neun Aktien besaß, so nicht durchgehen lassen und zog Anfang des Jahres vor Gericht. Er argumentierte, der Tesla-Vorstand sei zu eng mit Musk verbandelt, um die Interessen der normalen Aktionäre zu vertreten. Das Gericht gab ihm recht und legte Musks Pläne auf Eis. Seitdem ist einiges passiert. Musk wäre nicht Musk, wenn er nicht die Aktionäre doch noch überzeugt hätte, ihm das großzügige Aktienpaket zu bewilligen. Auf der Hauptversammlung im Juni jedenfalls stimmten die Anteilseigner für das Aktienpaket.
Trotz des Rückschlags verlangen die Anwälte für ihren heldenhaften Einsatz nun das Rekordhonorar. Immerhin hätten sie die Kleinanleger geschützt, so ihre Argumentation. Die geforderten Anwaltskosten würden einem Teil des Wertes entsprechen, der durch die Aufhebung von Musks Vergütungspaket für Tesla zunächst geschaffen wurde. Außerdem würde die hohe Summe künftig „Anwälte dazu ermutigen, sich für den Schutz von Kleinanlegern einzusetzen“.
Tesla-Anwalt John Reed nannte diese Forderung jedoch einen „echten Anwaltswitz“ und engagierte im Gegenzug zehn Top-Anwälte, die vorschlugen, 13,6 Millionen Dollar seien völlig ausreichend. Immer noch ein guter Stundenlohn, und immer noch eine immense Summe für den Durchschnittsbürger, und auch für einen anwaltlichen Robin Hood. Die Entscheidung des Gerichts über die Honorarkosten wird in den kommenden Wochen oder Monaten erwartet.