Elevated Bus:Ein Tunnel-Bus, zu verrückt, um wahr zu sein

Elevated Bus: Der Tunnel-Bus bei seiner ersten Testfahrt im August vergangenen Jahres. Damals ging man noch davon aus, das Projekt in Zukunft realisieren zu können.

Der Tunnel-Bus bei seiner ersten Testfahrt im August vergangenen Jahres. Damals ging man noch davon aus, das Projekt in Zukunft realisieren zu können.

(Foto: Luo Xiaoguang/AP)
  • In China ist der Mann, der mit einem Tunnel-Bus den Großstadtverkehr revolutionieren wollte, verhaftet worden.
  • Er soll das öffentlichkeitswirksame Projekt genutzt haben, um sich illegal Geld von privaten Investoren zu beschaffen - und zwar in Millionenhöhe.

Von Vivien Timmler

Er sollte Chinas Verkehrsproblem auf einen Schlag in den Griff bekommen, stattdessen wird er nun verschrottet: Der TEB, kurz für Transit Elevated Bus, war noch im vergangenen Jahr ein Viralhit im Internet. In einer Höhe von 4,5 Metern sollte er über kilometerlange Staus einfach hinwegfahren können, geleitet von einem Schienensystem rechts und links der Autobahnen. Zu verrückt, um wahr zu sein, kritisierten schon damals viele. Und sie sollten recht behalten.

Grund für den endgültigen Zusammenbruch des Projekts ist jedoch nicht dessen mangelnde Realisierbarkeit. Die chinesischen Behörden machen dem Chef des Unternehmens, Bai Zhiming, schwere Vorwürfe. Er soll das Projekt lediglich für eine illegale Kapitalbeschaffung instrumentalisiert haben. Er habe versucht, mit dem TEB als Köder private Investoren dazu zu bringen, bestimmte Finanzprodukte zu kaufen, so die chinesischen Behörden.

Konkret geht es um die Online-Finanzierungsplattform Huaying Kailai, die ebenfalls von Bai Zhiming gegründet wurde. Bis Ende 2016 sammelte Bai darüber bereits umgerechnet etwa 17,2 Millionen Euro von privaten Investoren ein - vorgeblich, um die Entwicklung des Tunnel-Busses voranzutreiben. Seinen Geldgebern soll Bai für ihr Investment einen jährlichen Zinssatz von zwölf Prozent versprochen haben.

Seit Monaten gehen die Behörden gegen die Finanzindustrie vor

Mittlerweile wurden der Financial Times zufolge alle Geschäftsräume von Huaying Kailai wegen des Verdachts auf illegale Kapitalbeschaffung durchsucht. 32 Personen wurden dabei festgenommen, darunter auch Bai Zhiming, so die Polizei in Peking.

Der Vorwurf und die Verhaftung Bais passen in die Zeit: Bereits seit mehreren Monaten gehen die chinesischen Behörden systematisch gegen die Finanzindustrie vor. Mehrere Milliardäre sitzen bereits im Gefängnis, darunter beispielsweise der Chef des Versicherungskonzerns Anbang und der Leiter der Finanzaufsicht.

Die privaten Investoren des TEB werden nun gebeten, sich bei den chinesischen Behörden zu melden. Ob sie ihr Geld zurückbekommen, sei allerdings unklar. Auch die Stadt Qinhuangdao war auf das Projekt hereingefallen: Dafür, dass das Pilotprojekt in einem ihrer Bezirke stattfinden sollte, soll die Stadt dem Unternehmen etwa zehn Milliarden Renminbi, umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro, zugesichert haben.

Erst im August vergangenen Jahres war der Tunnel-Bus zu einer ersten Testfahrt aufgebrochen. Um Geschwindigkeit und Stromverbrauch zu testen, wie es damals hieß. 300 Meter lang war die Strecke, die scheinbar eigens dafür gebaut wurde, zwei Autos möglichst fotogen nebeneinander unter dem Bus herfahren zu lassen. Dieser Marketing-Trick hat offenbar funktioniert.

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