Elektronik:Wie Apps zum Küchenchef werden

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Mikko Reinikainen, CEO der finnischen Firma Safera, bedient auf der IFA einen "Smart Cooking Sensor". Foto: Bernd von Jutrczenka (Foto: dpa)

Berlin (dpa) - "Home is where the heart is", sang einst Elvis Presley. Zuhause ist dort, wo Dein Herz ist. Jetzt werben Backofenhersteller: "Home is where the app is."

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Berlin (dpa) - "Home is where the heart is", sang einst Elvis Presley. Zuhause ist dort, wo Dein Herz ist. Jetzt werben Backofenhersteller: "Home is where the app is."

BSH-Manager Roland Hagenbucher spricht auf der IFA in einen Lautsprecher mit Sprachassistent: "Alexa, öffne den Backofen." Und der Ofen öffnet sich. Gefilmt von Dutzenden Handys.

Auf der Technikmesse, die am Freitag für Besucher öffnet, sind das die großen Neuheiten für Küche und Waschkeller: Sprachsteuerung und vernetzte Geräte - auch in diesem Jahr wieder. Doch in den meisten Haushalten ist davon noch immer wenig zu sehen. Vernetzte Hausgeräte machten nach Branchenangaben im vergangenen Jahr nur zehn Prozent des Gesamtabsatzes aus. Warum eigentlich?

Versprechen doch die Hersteller: "Wir möchten das Leben immer leichter machen." Mit dem Handy als Kommandozentrale. Wenn beide Hände in Kochtöpfen rühren, lässt sich der Ofen per Sprachbefehl anmachen. Wäschetrockner kann man per App vom Sofa aus einschalten; das Programm empfiehlt der Trockner selbst, weil er von der Waschmaschine weiß, welche Wäsche kommt.

Und schon seit Jahren stehen auf der IFA Kühlschränke mit Kameras - damit ihre Besitzer im Supermarkt nachsehen können, was sie zu Hause noch vorrätig haben. Sensoren überwachen, dass das Fett in der Pfanne nicht anbrennt und rufen den Koch per App zurück an den Herd. Die Heizung lässt sich von unterwegs einstellen und man kann auch messen, wie gut die Luft zu Hause ist.

Der Verband der Tüv in Deutschland hat nachfragen lassen, was Kunden zurückhält. Knapp jeder zweite ist um seine persönlichen Daten besorgt. Nahezu ebensoviele sorgen sich, dass sie zu stark von Technik abhängen. Jeder Dritte fürchtet Hacker-Angriffe. "Die Menschen wollen, dass ihre Privatsphäre auch im Smart Home gewahrt bleibt", meint Verbandschef Joachim Bühler.

Außerdem sind smarte Geräte gewöhnlich auch teurer. Und es gibt eine Vielzahl verschiedener Apps, nicht jedes Gerät lässt sich mit jeder Anwendung bedienen. "Um diesen Markt weiterhin auf Wachstumskurs zu halten, muss sich künftig nicht nur die Kompatibilität von Geräten unterschiedlicher Hersteller verbessern", erklären die GfK-Marktforscher. Die Datenschutzunsicherheiten müssten abgebaut werden. Und es müsse Geräte auf dem Markt geben, die einen klaren Nutzen für den Konsumenten bringen.

Denn warum sollte man die Waschmaschine vom Sofa aus einstellen wollen, wenn man eh in den Keller muss, um sie zu befüllen? Die neuen Produkte sollen auch die Fantasie der Kunden beflügeln. Denn der Hausgerätemarkt ist zwar stabil, doch die Zeiten werden unsicherer. Mehr als jeden zweiten Euro nehmen die deutschen Hersteller im Ausland ein. Und da ist beispielsweise gerade der wichtige chinesische Markt eingebrochen.

"Die wirtschaftlichen Bedingungen waren in den vergangenen Monaten in vielen Regionen nicht einfach", sagte Reinhard Zinkann, der Sprecher der deutschen Hausgerätebranche, am Mittwoch auf der IFA. "Dennoch geht es der Hausgeräteindustrie recht gut, was uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt." Vor allem in Westeuropa stimmt ein weiterer Trend die Produzenten zuversichtlich: kombinierte Geräte, etwa Backofen, Dampfgarer und Mikrowelle in einem, Waschtrockner und Kühl-Gefrier-Kombis.

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