Elektroautos:Deutschland braucht einen Plan für das Aus des Verbrennungsmotors

Angela Merkel nimmt den Fortschrittsbericht e-Mobilität 2018 entgegen

Neuer Bericht, aber keine neue Lage: E-Autos verkaufen sich in Deutschland weiterhin schlecht, sagt auch der neue Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität

(Foto: dpa)

Das Land verschläft die Auto-Zukunft. Was nötig ist, damit die Fahrer auf E-Autos umsteigen.

Kommentar von Jan Schmidbauer

Im Jahr 2010 nahm sich die Bundesregierung vor, eine Grundlage des deutschen Wohlstands zu retten. Die "Nationale Plattform Elektromobilität" wurde gegründet, ein Bündnis aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Gewerkschaften. Das Ziel: Das Land, in dem Millionen Jobs vom Auto abhängen, sollte zum Vorreiter bei der Elektromobilität werden. "Die Welt schläft nicht", sagte Kanzlerin Angela Merkel damals. Acht Jahre später kann man festhalten: Deutschland schläft, immer noch. Jetzt verkündet auch die Nationale Plattform Elektromobilität offiziell, dass das Ziel nicht mehr zu halten ist, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. Nun soll es 2022 so weit sein.

Doch wann die symbolische Marke erreicht wird, ist gar nicht die entscheidende Zukunftsfrage. Bundesregierung und Autoindustrie sollten sich jetzt besser fragen, warum hierzulande kaum jemand ein Elektroauto kaufen will. Gerade einmal 17 000 E-Autos wurden im ersten Halbjahr 2018 zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von einem Prozent. Bei Plug-in-Hybriden sieht es nicht besser aus.

Die Gründe für die schlechten Verkaufszahlen sind offensichtlich: Elektroautos sind zu teuer und haben eine zu geringe Reichweite, um als Alternative zu Verbrennern durchzugehen. Der schleppende Ausbau der Ladestationen kommt hinzu.

Damit gute Elektroautos entwickelt werden, braucht es Druck aus der Politik

Die meisten werden auch in Zukunft kein Elektroauto kaufen, um das Klima zu retten. Es ist naiv, sich auf den Altruismus von Millionen Pendlern zu verlassen. Elektroautos müssen stattdessen wirtschaftlicher und komfortabler werden - einfach besser als jeder Verbrenner. Solche Elektroautos wird es aber nur geben, wenn der Druck groß genug ist, sie zu entwickeln.

Die Bundesregierung macht leider gerade das Gegenteil von dem, was nötig ist. Sie führt spritgetränkte Debatten und fordert neue Kaufprämien für Autos, die auf einer mehr als hundert Jahre alten Technologie beruhen. Stattdessen braucht es einen klaren Ausstiegsplan für den Verbrenner. Ohne ausreichenden politischen Druck werden die Hersteller und ihre Zulieferer weiter zaudern, statt massiv in die Entwicklung von Elektroautos und Batterien zu investieren.

Deutschland sollte - auch wenn es unpopulär sein mag - über einen verbindlichen Zulassungsstopp für Verbrenner nachdenken, beispielsweise ab 2040. Bis dahin könnte die Bundesregierung gestaffelt vorgehen und den Anteil der neu zugelassenen Diesel und Benziner schrittweise limitieren, angefangen bei den dreckigsten Autos. Das würde den Druck auf die Autohersteller erhöhen und bei Autofahrern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Tage des Verbrennungsmotors auch im Land von Carl Benz und Ferdinand Porsche langfristig gezählt sind.

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