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Elektro - Guben:Baubeginn für Lithiumfabrik: Starkes Signal

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Guben (dpa/bb) - Noch sind auf dem Gelände am Ortseingang von Guben nur große Erdhügel zu sehen, doch die Straße für die Baufahrzeuge ist weithin sichtbar und das Schild mit der Aufschrift am Industriegebiet eindeutig: Das kanadische Unternehmen Rock Tech baut am Lausitzer Standort in den kommenden Monaten eine Lithiumfabrik. Am Montag erfolgte der traditionelle erste Spatenstich für eine Konverteranlage, in der künftig batteriefähiges Lithiumhydroxid für den Einsatz in der Elektromobilität hergestellt werden soll. Das Rohstoff- Unternehmen will am Standort im Spree-Neiße-Kreis rund 650 Millionen Euro investieren und 170 Arbeitsplätze schaffen.

"Ich hoffe, dass das Projekt einen Neidfaktor auslöst", sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zum Start. Einmal mehr habe sich gezeigt, dass solch eine Ansiedlung auch das Verdienst einer engagierten Kommune sei. Er hofft auf den Vorbildeffekt auch für andere Kommunen im Land. Brandenburg gehöre mittlerweile zu den geschwindigkeitsbestimmenden Bundesländern im Bereich E-Mobilität.

Die Investitionsentscheidung der Kanadier entlockte dem Bürgermeister von Guben, Fred Mahro, zum Start ein "Wow". "Das hat es in Guben in diesem Umfang noch nie gegeben", stellte er dar. Die Stadt habe in den vergangenen Monaten ihre Hausaufgaben gemacht, um alles für die Ansiedlung vorzubereiten: Planungsverfahren, schnelle Bebauungspläne, Planung von sozialer Infrastruktur. Guben hatte mit der Wende zunächst einen industriellen Niedergang erlebt.

Rock Tech will in einem ersten Schritt Verwaltungsgebäude, eine Werkstatt und ein Labor errichten. Die Inbetriebnahme und den Hochlauf des Lithium-Konverters erwartet das Unternehmen für 2025, die Produktion von Lithiumhydroxid für Anfang 2026. Jährlich sollen danach 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid für Batterien von 500.000 Elektroautos produziert werden. Mercedes-Benz wird als Partner für seine Batterieproduktion in Europa vom Konverter in Guben Lithiumhydroxid beziehen.

Nach Worten von Rock Tech- Geschäftsführer Dirk Harbecke soll in Guben zunächst Lithium aus Minen eingesetzt werden, bevorzugt aus Kanada und Australien. Ziel sei es aber, einen geschlossenen Lithium-Kreislauf zu schaffen. Bis 2030 soll die Hälfte der Rohstoffe aus dem Recycling von Altbatterien stammen, so Harbecke. Er hoffe bei der Produktion auch auf positive Auswirkungen des aufgelegten EU-Förderprogramms in diesem Bereich.

Die Entscheidung für den Standort hat das Unternehmen nach eigenen Angaben anhand von 80 Kriterien beschlossen - darunter die Hochschulstruktur in der Region für die Gewinnung von Fachkräften. Zudem könne das Fabrikgelände an eine Bahnstrecke angebunden werden. Auch die Anbindung an eine Wasserstoffinfrastruktur sei möglich. Harbecke lobte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Guben.

Das Projekt von Rock Tech stehe für die dringend benötigten Wertschöpfungsketten und eine klimaneutrale Produktion, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zum Start. Die Ansiedlung zeige, dass Brandenburg inzwischen auch europaweit für eine Region stehe, in der die Wirtschaftspolitik in die Zukunft ausgerichtet sei. Die Investitionsentscheidung von Rock Tech sei für das Land Verpflichtung, weiter den Weg in eine möglichst schnelle Klimaneutralität zu gehen. Brandenburg hat das Ziel, bis 2045 vollständig klimaneutral werden.

Steinbach (SPD) sieht durch die Ansiedlung Brandenburgs Position als Zentrum der Elektromobilität und der Energiewende in Deutschland deutlich gestärkt. Das Land decke künftig die komplette Wertschöpfungskette ab von der Rohstoffaufbereitung über die Batterie- und Zellfertigung bis zu E-Autobau und Batterierecycling.

© dpa-infocom, dpa:230327-99-105018/3

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