Elektro-Boote:Summen statt knattern

Eine Tochter des Traditionskonzerns Deutz liefert Elektromotoren für Boote. Sie könnten auch in Fähren und Wassertaxis zum Einsatz kommen.

Von Benedikt Müller, Köln

Wer an Motorboote denkt, der hat womöglich ein weißes Schiffchen vor Augen, das mit ordentlich Getöse übers Wasser brettert und dabei hohe Wellen schlägt. Ganz anders verhält es sich mit dem batteriebetriebenen Gefährt, das die Firma Torqeedo kürzlich auf dem Rhein präsentierte: Beinahe lautlos legte das Boot, in dunklem Holz eingefasst, innen mit grauem Polster verkleidet, vom Steg im Kölner Rheinauhafen ab. Als es kurz darauf mit knapp 40 Stundenkilometern Richtung Dom sauste, war noch immer kein Knattern zu vernehmen, nur jenes leise Summen des Elektromotors, das mit steigendem Tempo natürlich lauter wurde.

Torqeedo, eine Firma aus Gilching bei München, baut elektrische und hybride Antriebssysteme in Boote, Yachten und Fähren ein. Mehr als 80 000 Motoren des Unternehmens sind bereits auf dem Wasser. Deren Leistung reicht - je nach Einsatzgebiet - von einem bis zu 130 PS. Jenes Boot in Köln transportiert seine vier Passagiere mit gut 80 PS. Die Ladung der Batterie reicht, je nach Geschwindigkeit, für bis zu 90 Kilometer auf dem Wasser.

"Wir sehen uns als die Nummer eins in Sachen Elektromobilität für Boote weltweit", sagt Christoph Ballin. Der Gründer von Torqeedo will etablierten Bootsherstellern den Übergang zu elektrischen und hybriden Antrieben abnehmen. In vielen Marktsegmenten sei Elektromobilität auf dem Wasser noch nicht rentabel, sagt Ballin, auch wegen der teuren Batterien. "Es ist wichtig, dass wir uns auf Segmente konzentrieren, die schon heute erfolgversprechend sind."

Großes Potenzial wittert die Firma Torqeedo aus Gilching bei Fähren und Wassertaxis

Die Gilchinger bauen ihre Antriebe beispielsweise in Segelyachten ein, die für windstille Zeiten bislang einen Dieselmotor sowie einen Generator für jeglichen Strombedarf an Bord haben. Die Torqeedo-Zelle hingegen kann das Boot antreiben und Strom an Bord liefern, ohne dass ein Generator die ganze Zeit brummen und stinken müsste. Solarzellen laden den Akku zeitweise wieder auf.

Ballin hatte sein Unternehmen zunächst mit Geld von Risikokapitalgebern finanziert. Vor einem Jahr wurde Torqeedo dann vom Traditionskonzern Deutz übernommen. Der Kölner Motorenhersteller will von der Kompetenz der Bayern in Sachen Elektrifizierung profitieren. Mit mittlerweile gut 150 Beschäftigten hat Torqeedo im vergangenen Jahr einen Umsatz von 25 Millionen Euro erwirtschaftet.

Großes Potenzial sieht das Unternehmen bei Fähren und Wassertaxis in Städten. Schließlich stoße eine Dieselfähre so viel Kohlendioxid aus wie etwa 7500 Autos, rechnet Ballin vor. Einen besonders leichten Motor liefert Torqeedo zudem für Kajaks, mit denen zumindest in Amerika immer mehr Hobbyangler unterwegs sind. Während der Kanute den Fisch ins Boot zerrt, hält der kleine Antrieb den Kajak stabil über Wasser.

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