Einzelhandel:Klopapier und Vibrator

Der Umsatz mit Sexspielzeug ist 2018 erheblich gestiegen. Das liegt auch daran, dass Händler die Toys ins reguläre Sortiment übernommen haben, die Drogeriekette dm etwa. Sie kooperiert mit dem Erotikversender Amorelie - mit großem Erfolg.

Von Katharina Kutsche

"Ihr Liebesspiel liegt uns am Herzen", heißt es im Onlineshop der Drogeriemarktkette dm. Und seit mehr als einem Jahr liegen die Hilfsmittel dafür auch in den Regalen des Unternehmens: Im Juli 2017 tat sich dm mit dem Erotikversender Amorelie zusammen, um seinen Kunden zusätzlich zu Klopapier, Kosmetik und Babybrei auch Vibratoren und anderes Sexspielzeug anzubieten - online bereits seit Mai 2017. Damit hat der Drogist auf einen Trend gesetzt, der gerade einen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Der Umsatz mit Sextoys ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 27 Prozent gestiegen.

Das berichtet die Lebensmittelzeitung und beruft sich auf Zahlen des Marktforschungsinstituts Nielsen. Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen Kunden Kondome oder Gleitgele verschämt auf das Kassenband legten oder Penisringe und Vibratoren im neutral-diskreten Paket nach Hause orderten. "Zusammen mit dm wollen wir den offenen Umgang mit Liebe, Beziehung und Sexualität zur Normalität machen", sagt Lea-Sophie Cramer, Gründerin und Geschäftsführerin von Amorelie, über die Kooperation. Das fünf Jahre alte Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Zu mehr Normalität und Sichtbarkeit tragen sicherlich auch die zwei Adventskalender bei, die Amorelie passend zur Jahreszeit anbietet: 129 Euro für die Classic-Edition, 229 Euro für die Premium-Ausgabe.

Auch stationär verkauft sich die Ware - wegen aggressiven Marketings

Der Erfolg dürfte aber auch darin liegen, dass die Drogeriemarktkette aus Karlsruhe die Zusammenarbeit mit Amorelie gut vermarktet hat. Im Sommer veranstaltete dm in 186 Filialen Toypartys nach Ladenschluss: Frauen über 18 Jahre konnten sich kostenlos anmelden und wurden zwei Stunden lang von Amorelie-Beraterinnen über die einzelnen Spielzeuge informiert, mit Tipps versorgt und mit einer Goodie-Bag beglückt. Außerdem suchte das Unternehmen bei Facebook nach Produkt-Testerinnen und gab sich viel Mühe, auf die zweideutig-belustigten Kommentare zu reagieren. Online lief der Versand von Erotikartikeln ohnehin schon vorher nicht schlecht. Der höhere Umsatz im Handel ergibt sich vor allem aus dem stationären Verkauf. Erhältlich sind bei dm etwa Liebeskugeln, Penisringe, Vibratoren und zwei Sorten Gleitgel und Rasiercreme. Die Produkte sind - sehr passend - im Bereich Gesundheit einsortiert, gemeinsam mit Kondomen und Schwangerschaftstests. Auch andere Händler haben das Geschäft entdeckt: Die Amorelie-Spielzeuge haben ebenfalls einzelne Edeka-Märkte, Otto und Media-Märkte gelistet. Händler wie Rossmann bieten ähnliche Produkte anderer Hersteller an.

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