Noch ein Dämpfer für die deutsche Wirtschaft: Der Konsum fällt in diesem Jahr als Wachstumstreiber aus. Anfang des Jahres waren Bundesregierung und Wirtschaftsweise noch von einem deutlichen Plus im Einzelhandel ausgegangen. Die Annahme war, die Verbraucherinnen und Verbraucher würden so viel mehr als im Vorjahr konsumieren, dass sich das positiv im Bruttoinlandsprodukt niederschlagen würde. Am Mittwoch nun kassierte der Handelsverband Deutschland (HDE) seine Prognose für 2024. Der Verband geht jetzt nur noch von einem Umsatzplus von nominal 1,3 Prozent aus. Umgesetzt würden dann insgesamt gut 657 Milliarden Euro. Real entspräche das aber nur einem Zuwachs von null Prozent im Vergleich zu 2023.
Noch im Sommer hatte der HDE ein Plus von nominal 3,5 Prozent erwartet. Wichtigster Grund für die relativ späte Korrektur der Prognose sei gewesen, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen auf einer Pressekonferenz, dass die Umsätze in diesem Jahr von Monat zu Monat ungewöhnlich stark geschwankt hätten. Das Auf und Ab habe den Ausblick erschwert.
Auch der Onlinehandel stagniert
Anders als in den Jahren zuvor sind auch vom Onlinehandel in diesem Jahr keine Wachstumsimpulse zu erwarten. Während der Corona-Pandemie war der Onlineumsatz von 60 auf mehr als 80 Milliarden Euro hochgeschnellt. Dieses Jahr rechnet der HDE aber auch dort nur mit einem geringen Zuwachs von real 1,0 Prozent im Vergleich zu 2023.
Als Ursachen für die maue Entwicklung nannte Preen die krisenhafte Stimmung im Land. „Es ist eine Binsenweisheit, dass der Konsum zu einem hohen Anteil Psychologie ist. Und hier sieht es aktuell nicht richtig gut aus. Krieg in der Ukraine, Kämpfe im Nahen Osten und große wirtschaftliche Verunsicherung. Das führt dazu, dass die Menschen ihr Geld eher zusammenhalten“, so der HDE-Präsident. Explizit nannte er auch die Sorge um demokratische Staaten wie die USA. „Grundsätzlich bekommt jedes Land den Präsidenten und die Regierung, die es verdient“, sagte Preen zur Wiederwahl Donald Trumps. Für den Einzelhandel in Deutschland sieht er allerdings keine negativen Auswirkungen. Wichtiger sei, dass die Ampelregierung bis zur Bundestagswahl im kommenden Jahr noch einiges erledige. Es sind die üblichen Forderungen nach Bürokratieabbau, niedrigeren Strompreisen und stärkerer Kontrolle schädlicher Praktiken von Plattformen wie Temu und Shein.
Die zwei wichtigsten Monate des Jahres für den Einzelhandel stehen allerdings noch bevor. Im November und Dezember kaufen die Menschen für Weihnachten ein, viele Händler machen dann mehr als 20 Prozent ihres gesamten Jahresumsatzes. Zudem ist die Stimmung unter den Verbrauchern besser als die unter den Händlern. Von Letzteren erwarten mehr als die Hälfte, an Weihnachten ein schlechteres Geschäft als 2023 zu machen. Bei den Kundinnen und Kunden hellt sich die Stimmung dagegen auf. Laut den Marktforschern der GfK ist die Konsumlaune in Deutschland auf den höchsten Stand seit April 2022 gestiegen. Noch hat sich die Stimmung zwar nicht auf das Verhalten ausgewirkt. Aber vielleicht passiert noch ein kleines Weihnachtswunder.