Einzelhandel - Hamburg:Einzelhandel im Corona-Sturm: Kleine Geschäfte geben auf

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Hamburg (dpa/lno) - Der Hamburger Einzelhandel hat das erste Halbjahr nach Einschätzung des Handelsverbandes Nord mit einem leichten Plus abgeschlossen. Genaue Daten liegen noch nicht vor, doch lasse sich die Tendenz aus den vorliegenden Umfragen und vorläufigen Zahlen von Ämtern, Instituten und Verbänden ableiten, sagte Geschäftsführerin Brigitte Nolte der Deutschen Presse-Agentur. Doch hinter der Gesamtzahl verbergen sich höchst unterschiedliche Entwicklungen.

"Einige Handelsbranchen profitierten von dem Corona-Shutdown im Frühjahr", sagte Nolte. Dazu gehörten vor allem der Lebensmittel-Einzelhandel, der allein 40 Prozent des gesamten Einzelhandels ausmacht, aber auch Baumärkte, Fahrradgeschäfte oder die Anbieter von Unterhaltungselektronik. Viele Händler bieten ihre Waren nicht allein in ihren stationären Geschäften an, sondern ebenso online über das Internet. Der ohnehin seit Jahren wachsende Online-Handel erhielt durch die Pandemie nochmals einen kräftigen Schub und legte zweistellig zu. "Das wird sich auch nach der Krise nicht mehr umkehren", sagt Nolte.

Auf der Verliererseite finden sich an vorderster Stelle Mode- und Schuhhändler. "Sie sind besonders prägend für die Hamburger Innenstadt und den stationären Einzelhandel insgesamt", sagte Nolte. Die Umsatzeinbußen dürften bei ungefähr einem Drittel liegen. Auch wenn einige der Händler online aktiv seien, könnten die Umsätze in den Filialen nicht mehr die Mieten erwirtschaften. Entweder müssten die Vermieter die Mieten senken oder die Geschäfte aufgeben. "Wir beobachten, dass sich viele Vermieter dem Markt anpassen und die Einzelhandelsmieten stark sinken", sagte Nolte. "Wir müssen zu umsatzabhängigen Mieten kommen."

Schwierig sei die Zukunft von sehr großen Einzelhandelsflächen, wie sie jetzt durch den teilweisen Rückzug von Galeria Karstadt Kaufhof in Hamburg frei werden, zum Teil in Toplagen. Sie müssten wohl anders genutzt werden, zum Beispiel für Büros, Wohnungen, Arzt- oder Anwaltspraxen, sagte Nolte.

"Das Hauptproblem ist aber, dass wir vor einer Rezession stehen, die gegenwärtig noch durch die staatlichen Hilfen überdeckt wird", erklärte die Verbands-Geschäftsführerin. Wenn die Corona-Folgen voll auf die Hamburger Wirtschaft durchschlagen, werde wegen sinkender Kaufkraft auch der Einzelhandel darunter leiden. Die Einzelhändler seien stark abhängig von der konjunkturellen Lage. Der Verband befürchtet, dass bis zu einem Drittel der Non-Food-Einzelhändler von Insolvenz bedroht sind. Wie diese Flächen anschließend genutzt würden und wie sich der Charakter von Einkaufsstraßen verändern werde, sei noch offen.

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