Süddeutsche Zeitung

Einzelhandel:Das Schlimmste steht bevor

Wenn im Herbst die Zahl der Arbeitslosen nach oben schnellen sollte, wird das vor allem die kleinen, unabhängigen Händler treffen.

Silvia Liebrich

Krise? Welche Krise? - Das haben sich viele Verbraucher wohl noch zu Jahresbeginn gefragt und sich dann ins Einkaufsgetümmel gestürzt.

Die Verlockungen waren groß. Mit der Abwrackprämie machte der Staat seinen Bürgern den Kauf eines Neuwagens schmackhaft. Einzelhändler buhlten mit Rabatten und Sonderverkäufen um die Kundschaft.

Doch schon damals stand fest: Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis die Wirtschaftskrise auch bei den Konsumenten ankommt. Sechs Monate später ist der Kaufrausch einem Konsumkater gewichen.

Der Einbruch erweist sich als heftig: In den ersten sechs Monaten liefen die Geschäfte im Einzelhandel so schlecht wie zuletzt vor sieben Jahren, als die Einführung des Euro den Deutschen den Spaß am Shoppen gründlich verdarb. Noch hofft man in der Branche, dass sich der Rückgang bis Jahresende in Grenzen halten und auf ein Minus von zwei Prozent beschränken wird.

Doch sicher ist das nicht. Denn Schlimmeres steht der Branche erst noch bevor. Ab dem Herbst können sich viele Betriebe die Kurzarbeit nicht mehr leisten, und die Arbeitslosenzahlen werden nach oben schnellen. Auch unter jenen, die noch eine Beschäftigung haben, wächst dann die Angst vor einem Jobverlust. Wer Anschaffungen plant, wird sie unter diesen Umständen verschieben.

Es werden vor allem die kleineren Einzelhändler sein, die in den nächsten Monat schwer zu kämpfen haben. Starke Gewinneinbrüche können sie nicht so leicht wegstecken wie große Handelskonzerne, die finanziell besser gepolstert sind. Auf Hilfe vom Staat werden die Kleinen jedoch nicht zählen können. Ein Teil von ihnen wird daher wohl die nächsten Monate nicht überleben.

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SZ vom 04.08.2009/hgn
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