Einstige Hypo Real Estate macht Gewinn:Bildnis einer Skandalbank

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Die Deutsche Pfandbriefbank hieß mal Hypo Real Estate und musste mit Milliarden vom Steuerzahler gerettet werden. Jetzt verkündet sie erstmals einen Jahresgewinn - denn für die Krise büßen andere.

Jannis Brühl

Oscar Wilde hätte die Hypo Real Estate nicht besser erfinden können, als sie wirklich ist. In seinem Roman Das Bildnis des Dorian Gray kann die Zeit der Hauptperson nichts anhaben - wegen eines magisches Gemäldes auf dem Dachboden. Dorian bleibt jung und attraktiv, während der Mann auf seinem Porträt altert und grotesk verfällt. Ähnlich verhält es sich bei der HRE, die seit 2009 Deutsche Pfandbriefbank (pbb) heißt. Die verstaatlichte Pleitebank konnte am Donnerstag in München auf der Bilanzpressekonferenz glänzende Zahlen präsentieren - weil ihre größten Risiken seit 2010 jemand anderes trägt: die Bad Bank FMS Wertmanagement.

Gute Zahlen: Manuela Better, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Pfandbriefbank AG, und Finanzvorstand Alexander von Uslar auf der Jahrespressekonferenz in München. (Foto: dapd)

Auf Podium und Pressemappe prangt das Logo der pbb. Den Schriftzug HRE sucht man vergeblich, der würde nur an das böse Wort von der "Zombiebank" erinnern. Manuela Better, die Chefin der pbb, trägt die Zahlen mit ernster Miene vor. Dabei wäre die Bilanzpressekonferenz Gelegenheit zur Freude: 188 Millionen Euro Gewinn. Im vergangenen Jahr hatte die pbb ein Minus von 135 Millionen Euro gemacht - damals noch mit toxischen Papieren. Mittlerweile kassiert die FMS die Tiefschläge in der Krise. Allein wegen Griechenlands Schuldenschnitt soll sie bis zu acht Milliarden Euro abschreiben. Insgesamt lagern dort Risikokredite in Höhe von 173 Milliarden Euro.

Finanzchef Alexander von Uslar, neben Manuela Better auf dem Podium, gibt dann auch zu: Wegen der Auslagerung der Risiken und diverser Einmaleffekte kann man 2011 nicht mit dem Vorjahr vergleichen. Der Gewinn schrumpfte übers Jahr im vierten Quartal auf 25 Millionen Euro. 2012 peilt die Bank 100 bis 140 Millionen Gewinn an, etwas weniger als 2011.

Die Münchner Skandalbank HRE hatte sich in der Finanzkrise übernommen. Der Staat musste sie retten. Nach der Krise litt das Image. Betters Vorgänger warfen hin. Ex-Aktionäre klagten, weil der Bund sie aus dem Unternehmen gedrängt hatte. Im Herbst machten sich FMS und HRE mit einem Rechenfehler lächerlich: Sie hatten sich in der FMS-Bilanz um 55 Milliarden Euro verrechnet.

Das gute Jahresergebnis ist auch Verkaufswerbung: Die pbb muss weiter schwarze Zahlen schreiben, um bis 2015 Käufer zu finden. Dann muss der Bund aussteigen, so will es die EU. Bis dahin soll Uslar zufolge auch der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin seine stille Einlage in Höhe von einer Milliarde Euro zurückerhalten. Ob die pbb mit Pfandbriefen und Baukrediten genug Neugeschäft gewinnen kann, bleibt unklar. Das Stigma der HRE-Pleite könnte noch immer Käufer abschrecken.

Deshalb lautet die Botschaft der Bank: Wir zocken nicht mehr! Solide Finanzierung von Büro- und Wohnungsbau, und das nur in stabilen Ländern Europas. Da passt die Ankündigung gut, ein Büro in Stockholm zu eröffnen. Solider als Skandinavien geht nicht. Damit es jeder versteht, bekommen die Journalisten eine Grafik mit Landesfahnen: Unter der griechischen und der irischen Flagge stehen Nullen, in Italien und Portugal schrumpfen die Positionen langsam.

Dafür hat Better das Samaritertum entdeckt - schließlich muss sie die 133 Milliarden vom Staat rechtfertigen. Gleich zweimal betont sie den "volkswirtschaftlichen Nutzen" ihrer Kredite. Die pbb finanziere Altenpflegeeinrichtungen und bald wohl "ein halbes Dutzend kommunale Kindertagesstätten in Norddeutschland". Dabei handele die Bank "jenseits aller ökonomischen und finanzwirtschaftlichen Überlegungen". Das gilt nicht für die EZB-Geldspritze vom Vortag. Wie schon im Dezember holte sich die HRE auch diesmal billiges Geld, sagt Better. Wie viel, sagt sie nicht.

Ach ja, am Ende von Wildes Roman zerstört Dorian sein Bildnis mit einem Messer - und damit sich selbst. Die pbb muss besser auf sich aufpassen und langfristig attraktiv für mögliche Käufer werden.

© SZ vom 02.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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