Einstieg in die Formel 1:Das große Rennen

Porsche oder Audi? Volkswagen muss entscheiden, welche Konzerntochter in der Formel 1 starten soll. Viel Zeit bleibt nicht. Und: Die Frage nach dem Imagegewinn ist keinesfalls geklärt.

Thomas Fromm

Pariser Autosalon vergangene Woche. Gerade noch war Matthias Müller Planungschef bei VW, jetzt ist er an der Spitze des Sportwagenbauers Porsche. Und er verliert keine Zeit, um ein Thema zu platzieren, das zwar mit dem Alltagsgeschäft der Hersteller nur wenig zu tun hat - seit der Übernahme von Porsche durch Volkswagen aber einige Fragen aufwirft. Zurzeit würden sowohl Porsche- als auch Audi-Fahrzeuge im 24-Stunden-Rennen in Le Mans mitfahren, moniert Müller. Audi gegen Porsche, zwei VW-Töchter gegeneinander. "Das ist einfach nicht lustig", sagte er. Seitdem ist klar: Der Mutterkonzern VW ist dabei, die Karten neu zu mischen. Bis November soll klar sein, wer künftig wo fährt. Sehr gut möglich ist, dass Porsche erstmals seit 1962 wieder bei der Formel 1 dabei ist. Und die Schwester Audi mit ihren Sport- und Tourenwagen da weiterfährt, wo sie schon heute ihre Runden dreht. Bei Le Mans und im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM).

Formel 1 - GP Deutschland - Start

Volkswagen sortiert sich neu - gut möglich, dass Porsche erstmals seit 1962 wieder bei der Formel 1 dabei ist. Hier eine Aufnahme vom Start zum Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring.

(Foto: dpa)

Die Zeit drängt, schon im November soll eine Entscheidung vorliegen. "Man muss sich schnell einigen, denn es dauert mindestens zwei bis drei Jahre, bis man alle Vorbereitungen erledigt hat und bei der Formel 1 am Start ist", so Konzernkreise. Geklärt werden müsse auch, ob Porsche mit einem eigenem Team in die Formel 1 gehe. Ohnehin ist umstritten, inwiefern sich mit der Formel 1 heute noch beim Image punkten lässt. Der Trend ging zuletzt in die entgegengesetzte Richtung: BMW, Toyota und auch Honda waren aus der Formel 1 ausgestiegen - zu teuer, zu gefährlich. Und gar nicht so imagefördernd, wie viele glauben. "Premium wird immer stärker auch über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit definiert", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer, als er im vergangenen Jahr seinen Ausstieg aus dem Kreis der Formel-1-Teilnehmer bekannt gab. Man wolle "eine Vorbildrolle einnehmen".

In der Branche wird diese Sicht keineswegs von allen geteilt, zumal Hersteller wie BMW und Audi einen Großteil ihrer Fahrzeuge im Ausland verkaufen. "Die Formel 1 ist bei gewissen, gebildeten Käuferschichten in Deutschland nicht mehr schick", so ein Unternehmensberater. "Aber etwa in den arabischen Märkten, wo die Hersteller viele Autos verkaufen, sind die Veranstaltungen immer noch absolut imagefördernd." Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans mag ein Mythos sein. Die Formel 1 ist eine gigantische Marketing-Schleuder.

Formel 1, Pro und Kontra, der Sportwagenbauer Porsche oder die sportliche Marke Audi. "Im Konzern ist noch nichts definitiv abgestimmt", heißt es im Unternehmen. Audi-Chef Rupert Stadler, der Finanzer und Kaufmann an der Audi-Spitze, könnte die Formel 1 sicher gut gebrauchen. Zum Image von Porsche als Sportwagenbauer aber würde sie vielleicht besser passen. Das letzte Wort, so viel steht fest, dürfte auch diesmal VW-Aufsichtsratschef und Konzernpatriarch Ferdinand Piëch haben. "Es steht wohl in der Piëchschen Tradition, dass er seine Kronprinzen gegeneinander laufen lässt, auch bei solchen Themen", glaubt ein Brancheninsider.

Immer wieder diskutiert

Andererseits: Im Audi-Vorstand ist das Thema Formel 1 in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert - und ebenso oft wieder verworfen worden. Die Risiken lohnten den Einsatz nicht, heißt es dort. Sobald man hinterherfahre, sei man "der Depp". Ein Risiko, das übrigens genauso auch für Porsche gilt. Ein Sportwagenbauer, der bei der Formel 1 abgehängt wird? Undenkbar.

Piëch hat übrigens seine Diplomarbeit über ein Formel-1-Projekt geschrieben; ein luftgekühlter Zwölfzylindermotor war das Thema. Anschließend ging er zu Porsche. Das könnte etwas bedeuten.

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